Mitteilung – Sehnsucht

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Auszug aus der Mitteilung – Sehnsucht


Wann? Wann nur endlich! Ach wäre es nur schon so weit! Da wartet jemand sehnsüchtig auf etwas oder jemanden. Und kann es kaum erwarten. So fiebern Kinder Weihnachten entgegen, so freut sich ein kranker oder einsamer Mensch auf den angesagten Besuch. So stimmt sich jemand auf die Urlaubsreise zu schönen Zielen ein, so freut sich jemand, nach langer Abwesenheit wieder heimzukommen. Es gibt so viel Gutes und Schönes, das unser Verlangen weckt. Die Gedanken drehen sich immer wieder um das Schöne, das kommen wird.

Vorfreude aktiviert Menschen

Auch Gertraud von Bullion kannte dieses Drängen in sich, den innigen Wunsch, ihr geliebtes Kapellchen in Schönstatt wieder einmal zu sehen. Sie schrieb 1922 einer Freundin:

„Ich fahre, so Gott will, heuer noch hin nach Beendigung meiner Kur. Kann dir gar nicht sagen, wie ich mich schon freue! Dann muss ich die kostbaren Augenblicke wieder tüchtig ausnützen für meine hungernde Seele…, wenn doch die Mutter mir die Gnade gewähren würde, dass ich zu ihr pilgern darf! Mich überkommt manchmal eine solche Sehnsucht, dass ich meine, ich könnte nimmer hier bleiben“

(Gertraud von Bullion, Aus ihren Briefen und Schriften, S. 182f).

Die Sehnsucht bringt in den Menschen viel in Bewegung. Das Kind, das sich auf Weihnachten freut, denkt daran, anderen auch eine Freude zu bereiten. Der Freund nimmt auch eine lange Fahrt in Kauf, um seine Freundin zu sehen. Der Kranke schluckt brav seine Medizin, um halbwegs fit zu sein. Der Einsame greift selber einmal zum Telefon, um jemanden einzuladen…

Sehnsucht nach Gott wach halten

Für Gertraud von Bullion ist die Gottesmutter Maria eine Frau größter Sehnsucht. Wie verlangte sie liebend nach dem Erlöser! In ihrer Bereitschaft, Mutter zu werden, in ihrer Antwort auf die Botschaft des Engels schwingt die ganze Sehnsucht ihres Volkes nach dem Messias mit. Gertraud von Bullion möchte allen Menschen die Gnade erbitten, Christus zu erwarten.

„Lasst uns … das Beispiel der Mutter nachahmen und bitten, dass unser Herz, unsere Lieben daheim, unsere Schutzbefohlenen und alle Herzen auf dem Erdenrund erfüllt sein möchten von dem Verlangen … nach dem Erlöserkindlein von Bethlehem“ (a.a.O., S. 139f).

Noch in einer anderen Weise kannte Gertraud die Sehnsucht, Gott zu begegnen und bei ihm Trost zu finden. Als sie bei einer Kur in Schömberg nicht zur Kirche oder zur heiligen Messe konnte, schrieb sie:

„Oft packt mich eine tiefe Sehnsucht, hinunterzueilen zu meinem einsamen Heiland, um bei ihm zu vergessen, was mich so niederdrückt… Was ich hier alles entbehren muss, kann ich nicht sagen; denn für tiefer empfundene Religion finde ich kein Verständnis, keine gleichgesinnte Seele“ (a.a.O., S. 178).

Wir empfinden vielleicht ähnlich, wenn wir erleben, wie im Advent der Wunsch nach Besinnlichkeit z. B. auf Weihnachtsmärkten bedient wird mit einer Wohlfühl-Atmosphäre mit Kerzenschein, Plätzchen- und Glühweinduft. Das Weihnachtsfest artet nicht selten in einen Geschenketausch aus. Der religiöse Ursprung der Advents- und Weihnachtszeit – ihr eigentliches Geheimnis – ist Menschen unserer Umgebung oft nicht präsent. Umso wichtiger ist es, dass wir die Sehnsucht nach Gott in unserem Herzen wach halten. „Das Maß der Sehnsucht ist das Maß der Erfüllung.“ Lassen wir uns von Gott überraschen!

Birgit Cremers

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