Mitteilung – Stärke

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Auszug aus der Mitteilung – Stärke


Muskelkraft und Ellenbogen

Redet man von Stärke denkt man zuerst an „Muskelkraft und Ellenbogen“. Doch ist das tatsächlich die Stärke mit der man ein Leben meistern kann? Oder hat man dabei am Ende nicht den Blick fürs Leben und die Menschen verloren. Die Umwelt lebt uns vor, dass das Leben nur als gelungen gilt, wenn man stark und erfolgreich ist und alles aus eigener Kraft meistern kann. Dabei ist Leben wagen mehr als erfolgreich sein. Es bedeutet, dass wir jeden Moment unseres Lebens annehmen, unabhängig davon ob er schön ist oder nicht. Am Ende zählen nicht Erfolg und Ehre, sondern einzig und allein, ob wir geliebt und in guten Beziehungen gelebt haben. Die Stärke dafür kommt aus dem Glauben, der uns die Kraft gibt, einen Fuß vor den anderen zu setzen: Altes zu meistern, Neues zu wagen und auch jenseits der Trampelpfade bei Sonnenschein und Regen zu marschieren. Diese Erfahrung gab Nehemia schon an das Volk Israel weiter, als er ihnen zurief: „Die Freude an Gott ist eure Stärke!“ (vgl. Neh 8,10) Ja, mit der Stärke ist es interessant. Stärke ohne Liebe wird zur Gewalt, die zerstört. In der Liebe aber beugt sich der Starke hinab und dient dem Schwachen. So beugt sich der starke Gott aus Liebe hinab zu den Menschen, die aus in sich ruhender Charakterstärke auch unterm Kreuz ihr freies und mutiges und von Herzen frohes Ja zu Ihm und zum Leben geben.

Göttliche Stärkung

In hervorragende Weise war Gertraud von Bullion Meisterin in diesem Ja zum Leben und zum Wagnis. Sie, die neben allem Schönen vor allem auch dunkle Zeiten in ihrem Leben durchmachen musste, suchte beständig nach der Stärke, die sie trägt und die ihr hilft das Leben zu wagen, das vor ihr lag. Es stand außer Frage, dass diese Stärke keine andere Quelle als Gott hatte und so war es ihr Ziel ihr Leben an dem Einen auszurichten, der ihre Stärke und Freude war. Ihr Wagnis zum Leben war zugleich ein Wagnis zu einem Leben mit Gott. „Welche Mittel kann ich nun anwenden, um zu einem ständigen Hingegebensein an Gott zu gelangen? … Eine allgemeine Antwort auf diese Frage fand ich im »Rosenhain«:

„Er will mich sanft im Lieben und stark im Dulden sehn, zur Arbeit unverdrossen; dass ich mich selbst besiege im Gebet und dass ich bete, um zu siegen.“ (Aus ihren Briefen und Schriften S. 254).

Mit diesen Worten wandte sie sich in einem Brief an ihre Mitschwestern. Doch woher wusste sie, dass dies der Weg zu einem sinn-erfüllten Leben war? Warum verlor sie nie den Mut als die Dunkelheit groß wurde? Gewiss weiß nur sie die Antwort und doch lassen es uns ihre Briefe erahnen. Für Gertraud von Bullion wurde die Gottesmutter ein Vorbild, dem sie treu folgte. An ihr las sie ab, wie Leben mit Gott und wie Wagnis zum Leben geschehen kann. Unser Vorbild einer starken Frau hatte also selbst ein Vorbild gewählt und statt sich im Kleinen aufzuhalten wählte sie das größte Vorbild das es gab: die Gottesmutter. Im Blick auf die Mutter Jesu wurde ihr bewusst,

„dass nur die Treue im Kleinen den Menschen befähigt, Großes zu leisten“ (a. a. O. S. 254).

Die Treue im Kleinen weckt und schenkt die göttliche Stärke, die mir hilft jeden Tag Ja zu sagen zu allen Herausforderungen und Zumutungen meines Lebens. Mit SEINER Kraft kann ich das Leben wagen.

Maria – die starke Frau

Maria war ein Inbegriff dieser Treue. Denn wie keine andere Frau stand Maria im Spannungsfeld von Alltag und Glauben. Sie wusste um die Schwierigkeiten beides zu vereinen, wenn die Sorgen groß waren und sie ihrem Sohn unters Kreuz folgte. Ihre Stärke kam von Gott. Keine andere Stärke vermag, uns zum Leben zu befähigen. Sind Frauen wie Gertraud uns mittelbare Vorbilder, so ist die Gottesmutter der Leitstern, der über all den Vorbildern steht, die uns zeigen wie man das Leben wagt. Wagen wir doch das Leben jeden Tag neu im Vertrauen auf die Kraft, die uns Gott zu Teil werden lässt und richten wir unseren Blick – wann immer uns der Mut verlässt – auf Gertraud und Maria. Wozu Gott sie auszeichnete, dazu befähigt er auch uns.

Nadine Feyer

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