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Frohe Botschaften im Leben Gertrauds

Die Frohe Botschaft von der unendlichen Liebe Gottes zu uns Menschen nimmt in jedem Leben eine unverwechselbare Gestalt an. Sie „inkarniert“ gleichsam in jedem und jeder von uns in dem Maß, in dem wir uns ihr öffnen. Je mehr wir die Frohe Botschaft annehmen, desto mehr werden wir selbst zu Verkünderinnen und Verkündern – im Wort wie im Leben.

Im Betrachten der Biografie Gertraud von Bullions können wir mehrere frohe Botschaften entdecken, die ihr Leben geprägt haben. Ich nenne hier vier davon:

Gottes Vorsehung verbindet sich mit ihren Sehnsüchten, um die Welt zu gestalten

Gott nimmt unsere Sehnsucht sehr ernst und lässt sie in unserem Leben schöpferisch aufblühen, reicher, üppiger, als wir es uns vorstellen können.

Gertraud wollte missionarisch wirken, ja, sie wollte Missionsschwester werden. Diese Ursehnsucht seit ihrer Erstkommunion wuchs im Laufe der Zeit zu einem starken Verlangen nach umfassendem Apostolat. An der Schwelle zur säkularer werdenden Kultur und Gesellschaft Anfang des 20. Jahrhunderts wurde ihr zunehmend deutlich, dass es „Mission“ auch im eigenen Land braucht.

Die Vorsehung Gottes führte Gertraud auf den Weg der jungen Schönstattbewegung, die sich ganz dem Apostolat in der Welt widmen wollte. Daher ihr ursprünglicher Name: Apostolische Bewegung von Schönstatt. Das Ziel dieser neuen geistlichen Gemeinschaft, nach höchstmöglicher Heiligkeit zu streben und dadurch missionarisch im eigenen Umfeld zu wirken, entsprach tief der Sehnsucht Gertrauds, ja es traf sie ins Herz. 

Gott stellte Gertraud von Bullion vor eine Einladung: Sie konnte ihren missionarischen Einsatz in einer völlig neuen Form – mitten im säkularen Umfeld – verwirklichen. Mehr noch: Sie konnte dies ausdrücklich als Frau tun, ein Stück weit auch gestalten und mitkonzipieren, indem sie Mitgründerin des Apostolischen Bundes für Frauen wurde.

Gott braucht Gertraud mit ihren Fähigkeiten und Talenten

Als Gertraud in Kontakt mit Schönstatt kam, existierte der Apostolische Bund für Frauen noch nicht. Durch ihre Sehnsucht und die tiefe Überzeugung, dass auch die Frauen sich führend apostolisch betätigen sollen, wurde sie zur Türöffnerin für die Frauen in der Apostolischen Bewegung von Schönstatt. Diese Überzeugung teilte sie mit dem Gründer, der in der Begegnung mit der jungen Gräfin die Stimme Gottes wahrnahm.

Gertraud war für eine solche Aufgabe gut vorbereitet. Ihre Ausbildung an verschiedenen Schulen in Österreich, Belgien und England hatte ihr ein sicheres Auftreten, eine solide Bildung und internationale Weite vermittelt. Besonders hervorzuheben ist ihre Kunst des Briefeschreibens, die sie in den Sacré-Cœur-Pensionaten intensiv eingeübt hatte. Briefe wurden für sie zum entscheidenden Mittel der Vernetzung und Kommunikation am Beginn der Bewegung.

Durch ihre Texte – persönliche Briefe, Berichte, Gruppenbriefe, Gedichte – vermittelte sie den Frauen in der jungen Schönstattbewegung entscheidende Werte. Ihre persönliche Weiheformel, die sie 1925 für ihre Lebensweihe im Apostolischen Bund verfasst hatte, wurde zur Vorlage für die erste gemeinsame Ewigweihe im Urheiligtum.

Gertraud brachte wesentliche persönliche, intellektuelle und menschliche Fähigkeiten mit, die unerlässlich für den Schritt vom Apostolischen Bund der Männer hin zum Apostolischen Bund der Frauen waren. Ihre Begabungen im Führen, Organisieren und auf Menschen Zugehen – herzlich und unbefangen – wurden zu einem wichtigen Fundament dieses Anfangs.

Gott ist mit ihr – auch und gerade im Schwierigen und Unverstandenen ihres Lebens

Der Glaube gewinnt an Tiefe und Tragkraft, wenn das Leben von schwerem Leid durchkreuzt wird. Dann bewährt er sich, lässt uns reifen und über uns hinauswachsen.

Kurz nachdem sich Gertraud zusammen mit ihrer Cousine Marie Christmann der Gottesmutter für den Aufbau des Apostolischen Bundes zur Verfügung stellte, wurde festgestellt, dass sie an Tuberkulose erkrankt ist, eine Folge ihres freiwilligen Dienstes als Rotkreuzschwester im Ersten Weltkrieg. Damals bedeutete diese Diagnose eine drastisch verkürzte Lebenserwartung.

Gertraud musste ringen, um diese Fügung im Glauben anzunehmen. Ihre Krankheit traf sie in einer Phase, in der sie sich voller Energie am Aufbau der Frauenbewegung beteiligen wollte. Die mit der Krankheit verbundenen inneren Wüstenzeiten – geistige Leere, Glaubenskälte, Isolation – wurden für sie zu einem Prozess der Läuterung und tieferen Vereinigung mit Gott.

Diese herausfordernde Lebenszeit, die bei ihr im Alter von 30 Jahren begann und bis zu ihrem Tod anhielt, prägte ihre Persönlichkeit und ließ ihr geistiges Profil reifen. Bis heute ist sie vielen Menschen eine stützende und helfende Wegbegleiterin, besonders jenen, die schwere Wege gehen müssen.

Im letzten Jahr ihres Lebens erneuerte sie ihre Lebensweihe an die Gottesmutter und sagte zu ihrem Beichtvater Dr. Michael Kolb: „Ich nehme keinen Buchstaben der Weihe zurück, sagen Sie das der Mutter im Kapellchen.“ Gertraud blieb treu mitten im Kreuz ihres Lebens und erneuerte bewusst ihre Ganzhingabe – in Einheit mit Christus.

Die Fruchtbarkeit des Samenkorns – für Generationen

In Gertrauds Leben wurde das Bild des Weizenkorns, das Jesus in seiner Frohen Botschaft verwendet, konkrete Wirklichkeit: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht.“ (Joh 12,24)

Gertraud erlebte diese Wahrheit. Beim Bau des Bundesheimes in Schönstatt, das später für viele ein Ort der Schulung und Heimat wurde, legte sie mit ihren Mitschwestern symbolisch die Hände auf den Grundstein und sagte: „So möge sich der Bund auf uns aufbauen, wie dieses Gebäude sich auf dem Grundstein aufbaut.“

In einem Brief schrieb sie: „Weißt, die Grundsteine liegen ganz tief im Erdinnern. Sie hören und sehen nicht, was auf ihnen weitergebaut wird. Ob wir nicht die Bestimmung haben, Grundsteine zu sein? Manchmal ist es mir recht schwer, so abseits zu stehen …“ So sah sie ihre eigene Sendung: unscheinbar, verborgen, aber tragend. Dass ihr die aktive Teilnahme am Aufbau oft durch ihre Krankheit verwehrt blieb, empfand sie schwer. 

Und doch rang sie sich immer wieder zu einer bejahenden Haltung durch: „Ich bin damit einverstanden, dass die Mutter mich als einen Grundstein verwendet.“

Die Frohe Botschaft spricht von der Fruchtbarkeit der Liebe – von Gottes Liebe zu uns und unserer Antwort in Liebe zu ihm und den Menschen. Gott selbst bringt Frucht in uns hervor. Er nimmt uns ernst, er lässt uns erblühen und fruchtbar werden – sowohl in unserem Schaffen als auch auf den leidvollen Wegen des Lebens. Gerade darin offenbart sich die Größe seiner Liebe zu uns. Auch und gerade, wenn wir zum Weizenkorn werden – ein schwer zu durchdringendes Geheimnis. Aber das ist die Frohe Botschaft.

Alicja Kostka

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