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Auszug aus der Mitteilung – Im Jahr des Gebetes

Durch das Band des Betens

„Ein Gebet wandert über 24 Stunden lang um den Erdball und verbindet Frauen in mehr als 150 Ländern der Welt miteinander!“ So steht es auf der Homepage WELTGEBETSTAG DER FRAUEN. Die Initiative WELTGEBETSTAG wurde in den vergangenen 130 Jahren zur größten Basisbewegung christlicher Frauen, die sich über Konfessions- und Ländergrenzen hinweg dafür engagieren.

Den Weltgebetstag am 1. März 2024 hat das Motto „…durch das Band des Friedens“ geprägt. Mit ihm war die Hoffnung verbunden, weltweit das Band des Friedens wieder neu zu knüpfen. Mich hat diese weltweite Verbindung im Gebet sehr angesprochen. Im Grunde gibt es diese weltweite Gebetsverbundenheit ständig, ohne sie bewusst wahrzunehmen.

Ein Jahr des Gebetes

In der Vorbereitung auf das Heilige Jahr 2025 und die Öffnung der Heiligen Pforte im Dezember 2024 hat Papst Franziskus ein Jahr des Gebetes ausgerufen. Er bittet darum, „das Gebet zu intensivieren“, um „dieses Ereignis der Gnade gut zu leben und die Kraft der Hoffnung Gottes zu erfahren“. Das Jahr des Gebetes soll „der Wiederentdeckung des großen Wertes und der absoluten Notwendigkeit des Gebetes gewidmet sein, des Gebetes im persönlichen Leben, im Leben der Kirche, des Gebetes in der Welt.“

Was ist beten?

Beten ist Sprechen mit Gott. Diese schöne alte Formulierung ist vielen Christen sehr vertraut. Und nicht nur Christen, denn Beten gehört zu den ureigensten Glaubensäußerungen jeder Religion. Beten ist auch Begegnung. Eine Begegnung im Glauben an einen persönlichen Gott. Beten pflegt und vertieft diese persönliche Gottesbeziehung. Sie wird zu einer Liebesbeziehung. Ist aber mein Beten immer Sprechen „mit“ Gott? Ist es nicht öfter nur Sprechen „zu“ Gott?

Pater Josef Kentenich meint: „Das Gebet bedeutet ein Einatmen Gottes und ein Ausatmen des eigenen Ich! Grundfunktion der wahren, echten Liebe zwischen uns und Gott ist das Gebet. Wir müssen also beten.“ Und er fügt hinzu: „Beten ist ein persönliches Sprechen mit Gott, und zwar letztlich mit dem Vatergott, wenn wir uns an der Bibel orientieren.“

Mit der Bibel beten

Die Jünger wollten wie Jesus beten können und baten ihn, es sie zu lehren. Er hat sie gelehrt, sich an Gott, den Vater, zu wenden (Mt 6,9-13). In der Bibel finden wir aber noch weitere Gebete. Manche sind in das Stundengebet der Kirche eingegangen wie das Magnifikat (Lk 1,46-55), der Lobgesang des Zacharias (Lk 1,68-79) oder der des Simeon, als Maria und Josef den neugeborenen Jesus in den Tempel brachten (Lk 2,29-32). Im Alten Testament sind es vor allem die Psalmen, die sich zu entdecken lohnen. In ihnen findet eine Vielfalt dessen Ausdruck, wie sich Menschen in ihren Emotionen an Gott wenden. Lobpreis, Dank, Klage, Bitte.

Gebetsgeist

Pater Kentenich definiert das Beten auch als „ein Emporheben des Geistes zu Gott.“ Gebet ist Sein vor Gott. In seiner Gegenwart zur Ruhe kommen. Der schweigende Gott und der schweigende Mensch dürfen einander nahe sein. Wie Gertraud von Bullion das versteht, schreibt sie ihren Mitschwestern:

„Wir können mit Gott verkehren im Gebet. Auf die Anzahl und die Zeitdauer der mündlichen Gebete wird es nicht ankommen, sondern auf den Gebetsgeist überhaupt. Darunter verstehen wir das Bestreben, die Beziehungen der Seele zu Gott zu suchen und in ihre Tiefen einzudringen. Gottsucher sollen wir werden, immer näher zu ihm gelangen, um schließlich ganz in Vereinigung mit ihm zu leben.“

Gott – Mittelpunkt des Lebens

In den zahlreichen Briefen Gertraud von Bullions begegnen wir ihr immer wieder als Frau des Gebetes. Sie hat Gott in ihrem Leben Raum gegeben, die Beziehung mit ihm gepflegt. Gott ist der Mittelunkt ihres Lebens. Sie ist in eine tiefe, innige Gottesbeziehung hineingewachsen, die für sie zu einer Quelle wurde, aus der sie schöpfen und weitergeben konnte. Sie schreibt:

„Mittelpunkt deines Lebens ist Gott und seine Interessen. Ja, so wollen wir es … aber im Alltag des Lebens sieht es halt doch wieder anders aus. Da gibt es so viele Dinge, die Mittelpunkt unseres Denkens, Fühlens und Arbeitens sein wollen, und da vergehen Stunden, ja mancher Tag, an dem nicht Gott der Mittelpunkt unseres Lebens war. … Das braucht uns nicht grämen und mutlos machen. Klein fangen wir an, indem wir uns des Morgens beim Aufstehen … und dann auch hin und wieder untertags erinnern, dass ja Gott der Mittelpunkt meines Lebens ist, dass seine Interessen ja die meinen sind.“

Maria, Vorbild der Gottverbundenheit

Gertraud betrachtet das Leben der Gottesmutter Maria und erkennt, dass sie „ganz in Gottes Liebe und Gottverbundenheit“ die Aufgaben des Alltags erledigt, und nennt dies nachahmenswert.

„Warum war Maria eine so große Seele des Gebetes, der innigsten Gottverbundenheit? Weil sie die Einsamkeit und Zurückgezogenheit mehr liebte als das laute Leben und den überflüssigen Verkehr. Warum war ihr Glaube so stark, dass auch der Kreuzestod Jesu, der doch scheinbar ihres Sohnes Lebenswerk zerstörte, ihn nicht überwinden konnte? Weil sie alle Worte und Taten Jesu in ihrem Herzen bewahrte und mehr auf ihn als auf das Urteil der Menge hörte.“

Durch das Band des Betens

Gebet bedeutet nicht nur Verbundenheit mit Gott, sondern auch Verbundenheit mit den Menschen.

Erzbischof Woelki, Köln, fasst es in folgende Worte: „Und auch wenn ich allein bete, weiß ich: ich bin nicht allein. Mit mir beten täglich Hunderttausende von Menschen über den Erdball verteilt. Wir sind eine große Gemeinschaft von Betenden.“

Papst Franziskus weist auf Jesus hin: „Und wenn wir beten, dann betet er mit uns: Er ist mit uns, weil er im Himmel ist und mit uns betet. Wir beten nie allein, wir beten immer mit Jesus.“

Gertraud von Bullion hat diese geistige Verbundenheit im Gebet gepflegt. Für sie war es selbstverständlich, in den Anliegen der Kirche und Welt zu beten, aber auch füreinander beten und um das Gebet für sich selbst zu bitten.

„Meine lieben Gruppenschwestern! Zum Schluss noch eine herzliche Bitte, schickt mir doch jetzt ab und zu ein kräftiges (Gebets-) Memento… Ich habe Eure Gebetshilfe dringend nötig und bitte darum, liebe Schwestern.

Das Jahr des Gebetes ist eine Einladung, das eigene Gebetsleben zu reflektieren und zu erneuern und den „großen Wert und die absolute Notwendigkeit des Gebetes“ (Papst Franziskus)  wieder zu entdecken. Und es ist die Einladung, sich auf das Heilige Jahr 2025 vorzubereiten. Anregungen dazu finden Sie in dieser Ausgabe der Mitteilungen aus dem Sekretariat Gertraud von Bullion.

Renate Zegowitz

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