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Auszug aus der Mitteilung – GOTT hören

Das aktuelle Jahresmotto der Schönstattbewegung in Deutschland „miteinander GOTT hören“ hat mich angeregt, dem Hören nachzuspüren und mich mit Gertraud von Bullions Hören auf Gott und ihr Antworten zu befassen.

Hören und antworten

Hören und sprechen, zuhören und sprechen lernen gehören unauflöslich zusammen. So unauflöslich und so selbstverständlich, dass wir im Allgemeinen nicht darüber nachdenken, dass man nicht nur das Sprechen, sondern auch das Hören und Zuhören lernen muss. Dabei hat das Hören den Primat. Es gibt kein Gespräch, wo nicht zuvor das Ohr geöffnet und das Gehör betätigt wird.

„Der Glaube kommt vom Hören.“

Das Neue Testament zeigt an verschiedenen Stellen deutlich auf, dass dem Glauben an Gott das Hören der Botschaft des Evangeliums vorausgeht. Der Glaube gründet in der Botschaft (vgl. Röm 10.17). An die Gemeinde von Thessalonich schreibt Paulus: „Darum danken wir Gott unablässig dafür, dass ihr das Wort Gottes, das ihr durch unsere Verkündigung empfangen habt, nicht als Menschenwort, sondern – was es in Wahrheit ist – als Gottes Wort angenommen habt; und jetzt ist es in euch, den Gläubigen, wirksam“ (1Thess 2,13).

Maria – hören und antworten

Die klassische Szene des Hörens finden wir in der Heiligen Schrift in der Verkündigung zu Nazareth. Maria hört die Stimme des Engels. Sie erschrickt, nimmt die Worte auf, bedenkt sie und versteht so nach und nach die Unbegreiflichkeit der Botschaft des Engels. Sie antwortet und gibt ihr Ja-Wort zu ihrer Berufung, Mutter des Sohnes Gottes zu werden.

„Ich will hören, was Gott redet“ (Ps 85,8)

Gott hören setzt das Wollen voraus, eine ganzheitliche Bereitschaft, sich Gott zuzuwenden. Offene Ohren zu haben, aber auch ein offenes und bereites Herz. Zum Hören gehört das Schweigen. Nicht ein Schweigen im Sinne von Verstummen, sondern im Sinne eines aktiven Vorgangs. Hören und schweigen schließen Offensein ein.

Gertraud von Bullion

Das Psalmwort „Ich will hören, was Gott redet“ (85,8) kann man getrost über Gertrauds Leben schreiben. Von klein auf hat Gott sie in ihrem Herzen berührt, war sie mit ihm im Gespräch. Das kann man aus ihrer intensiven Vorbereitung auf ihre Erstkommunion im Alter von 12 Jahren schließen. Diese lässt eine tiefe Beziehung zu Christus erahnen. Sie begegnete dem Gott der Liebe. „Lieber Gott, lass mich nie eine Todsünde begehen. Lass mich eine Missionsschwester werden.“ Diesem Gott der Liebe und des Lebens blieb sie ihr ganzes Leben lang treu verbunden. Sie hat SEINE Stimme gekannt und sie nicht nur in der Stille, sondern auch im geschäftigen Alltag und in den vielfältigen Ereignissen des Lebens gehört.

In den Ereignissen des Lebens

Gertraud hatte eine gute schulische Bildung und Wünsche und Pläne für ihr Leben. Doch sie wurden immer wieder durchkreuzt. Krankheit und familiäre Verhältnisse standen im Weg. Gerade in diesen schwierigen Lebenswirklichkeiten zeigt sich ihre Feinhörigkeit für den Willen Gottes. Als nach dem Tod ihres Vater im Januar 1926 ihre Berufswünsche erneut wach wurden, blieb sie ruhig. Im Vertrauen auf Gottes Führung erkannte sie: „Kind soll und will ich werden, also lasse ich den Vater im Himmel sorgen!“ – „Eigentlich bin ich jetzt frei, drum soll ER den unumstrittenen Platz in meinem künftigen Leben einnehmen. … Mein Sinn stünde nach berufsmäßigem Laienapostolat.“

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