Mitteilung – Mut

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Auszug aus der Mitteilung – Mut


Mut „Traust du dich?“ „Ich weiß nicht so recht.“ „Warum nicht?“ „Ich hab doch zu viel Angst!“ „Komm, sei mutig! Es wird bestimmt alles klappen.“ „Meinst du wirklich?“ „Na klar! Hab doch Mut! Los mit dir! Du kannst das!“ „Also gut. Ich mach‘s!“ Da ist also jemand, der vor einer neuen Aufgabe, einer Herausforderung steht. Und ehe dieser Mensch die Sache beginnt, muss er erst einmal innere Widerstände, Angst, Zweifel und Verzagtheit überwinden. Er muss Mut gewinnen. Mut haben – eine tolle Sache! Dabei heißt mutig sein nicht: keine Angst kennen, sich blind in ein Risiko stürzen, Gefahren suchen, um den Helden zu spielen, um bewundert zu werden. Es gibt vielerlei mutige Taten um uns herum, die oft gar nicht bemerkt oder beachtet werden.

Da ist der Junge, der zu seinem Freund hält, auch als dieser von anderen ausgelacht wird. Da ist das Mädchen, das seiner Mitschülerin bei den Aufgaben hilft, auch wenn die Klassenkameraden sagen: Bist du aber doof, gerade der zu helfen. Da ist der Jugendliche, der treu seinen Messdienerdienst tut, auch wenn er von anderen ausgelacht wird. Da ist die Jugendliche, die sich überwindet, vor der Klasse einen Vortrag zu halten. Da ist die junge Frau, die ungewollt schwanger wurde und trotz aller Sorgen und Nöte das Kind bekommen will. Da ist der Mann, der im Team sagt: Nein, Schummeleien bei den Abrechnungen mache ich nicht mit!

Mut verlangt, zu Werten zu stehen, Ziele zu haben, einer inneren Kraft zu vertrauen

Gertraud von Bullion war eine mutige Frau, eine Frau, die als gefestigte Persönlichkeit ihre Meinung vertrat. Sie meldete sich freiwillig zum Schwesterndienst im Ersten Weltkrieg, den sie mit voller Hingabe erfüllte. Ihr Biograf Nikolaus Lauer (N. Lauer, Gertraud von Bullion, Serviam, Antwort der Liebe, Schönstatt-Verlag) berichtet: Einmal wurde von der Lazarettleitung ein Opernabend für die Patienten und das Pflegepersonal veranstaltet. Im zweiten Teil des Abends wurden dann zwei recht üble Schlager vorgetragen, die eine Verhöhnung weiblichen Empfindens waren. Den ersten Schlager ließ Gertraud von Bullion noch über sich ergehen, aber beim zweiten stand sie mitten im Gesang entrüstet auf und verließ unter lautem Protest den Saal, wobei sich andere Pflegerinnen anschlossen.

Nach Beendigung der Veranstaltung begab sie sich zum verantwortlichen Stabsarzt und erklärte ihm, es sei eine Gemeinheit, derartige Dinge vorzutragen und dazu noch die Schwestern einzuladen. – Viele bewunderten ihren Mut. Einen andersartigen Mut musste Gertraud von Bullion auch aufbringen in der Auseinandersetzung mit ihrer immer wieder aufbrechenden Krankheit (Tuberkulose). Dass es ihr nicht leicht fiel, ihr Dahinsiechen, die andauernde Verschlechterung ihres Gesundheitszustands anzunehmen, zeigen ihre Worte: „Die letzte Zeit habe ich recht mutlose Tage durchlebt, wo mir die Hoffnung auf Besserung und Genesung ganz geschwunden war.

Da habe ich erst empfunden, dass es ganz zweierlei ist, in gesunden oder doch guten und besseren Tagen zu sagen: Wie Du willst, verfüge auch über mein Leben – als wenn es ernst wird.“ Mut haben ist leichter, wenn man jemanden zur Seite hat. Gertraud weiß sich bei der Gottesmutter Maria geborgen. Wenige Wochen vor ihrem frühen Tod diktiert sie (weil sie nicht mehr schreiben kann):

„Ein Jahr jetzt bin ich krank und sehe kein Ende. Aber ich nehme keinen Buchstaben der Weihe zurück, das sagen Sie der Mutter im Kapellchen!“

Auch wir sind nicht allein, Gott, die Gottesmutter, Engel… begleiten uns. Das Wissen um ihre Treue kann uns in schweren Situationen den Mut geben, uns zu Werten, zum Guten zu bekennen und die „Mutproben“ des Lebens zu bestehen.

Birgit Cremers

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