Mitteilung – Vertrauen

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Auszug aus der Mitteilung – Vertrauen


Worauf können wir vertrauen, wenn uns das Schicksal übel mitspielt?

Es müssen keine großen Tragödien sein, die uns zweifeln und straucheln lassen und die Angst zu unserem täglichen Begleiter machen. Der Vater, der im Vollzeitjob so wenig verdient, dass er nicht weiß, wie er neben allen Abzügen noch das Essen für seine Kinder bezahlen soll, ist ebenso in der Hoffnungslosigkeit und Angst gefangen wie die Frau, die sich durch die x-te Chemotherapie quält. Die, die unter der Last zusammenbrechen, werden krank oder schlimmer noch, sie scheiden gewollt aus dem Leben, das ihnen nicht mehr lebenswert scheint. Für jemanden, der nur auf sich gestellt ist, dem der Zugang zu Gott versperrt ist, mag die Last erdrückend sein. Wem soll er vertrauen, wenn er nur gegen Mauern läuft? Betrogen und ausgebeutet, hat er sein Vertrauen in den Menschen verloren. Zu Recht vielleicht.

Aber da gibt es jemanden, der mehr ist als bloß Mensch.

Der, der kam, um uns zu erlösen. Um uns zu zeigen, dass wir ihm vertrauen können. Gott schenkt uns ein Vertrauen, das alle menschlichen Grenzen und Vorstellungen sprengt. Er steigt herab in unser Leben, um mit uns zu leiden und den Schmerz zu teilen und uns gleichsam Vertrauen in die Zukunft zu schenken, auch wenn wir unsere Zukunft vor lauter Dunkelheit nicht sehen können. Und weil er weiß, wie schwer es uns Menschen fällt, jemandem zu glauben, der für uns so weit weg und unbegreifbar groß und unsichtbar ist, stellt er uns Menschen zur Seite, die es uns in seinem Namen zeigen. Menschen wie du und ich. Menschen, die von den gleichen Schicksalsschlägen gebeutelt werden. Solch ein Mensch ist Gertraud von Bullion. Sie musste in ihrem kurzen Leben viele Schicksalsschläge und Widrigkeiten hinnehmen, aber das Vertrauen in Gott hat sie nie verloren oder vielmehr, sie hat es nie aufgegeben, sondern daran festgehalten wie an einem Rettungsanker. Sie lebte in der Zeit des Ersten Weltkrieges, wo die Entbehrungen oft unmenschlich und unerträglich waren.

Die kleine Gruppe von Frauen, die sich zum Apostolischen Bund zusammengeschlossen hatten und am Aufbau des Schönstattwerkes mithelfen wollten, hatte mit den Widrigkeiten der Zeit drastisch zu kämpfen. Aber gerade dann, wenn sie glaubte, nach menschlichem Ermessen sei alles verloren, erfuhr sie Gottes Führung. Tatsächlich wurde dieses Vertrauen belohnt. Es geschah z. B., dass eine der jungen Frauen ihr, Gertraud von Bullion, schmerzlich mitteilte, nicht mehr der Frauengruppe angehören zu können, da sie sich das Porto für die monatlichen Berichte nicht leisten konnte. Es mag verrückt klingen, denn ein Postporto war nur ein kleiner Betrag. Doch diese junge Frau konnte ihn, wie so viele, nicht mehr aufbringen. Gertraud vertraute auf Gott und erhielt einen Brief von einem Priester mit einer Geldspende und dem Vermerk „für erhöhtes Porto“. Der Priester wusste nicht von der jungen Frau und deren Not. Dank dieser Spende konnte die junge Frau in der Gruppe bleiben. So erlebte Gertraud von Bullion immer wieder, wie Gott für sie sorgte, wenn sie ihm nur vertraute. Auch als die Tuberkulose bei ihr ausbrach, ließ sie von ihrem Vertrauen auf Gott nicht ab. In einem Brief schrieb sie:

„Aber weißt Du, ich sorge mich deshalb kein bissl, weil ich weiß, ich bin in Gottes Hand“.

Gott verlässt die Seinen nicht und steht zu dem, was er verspricht. Wer ihm vertraut, ist nicht verloren und wird auch die schlimmsten Zeiten seines Lebens überstehen. Geben wir ihm die Chance und vertrauen wir Gott, wie Gertraud von Bullion es uns vorgemacht hat. Es wird sich nicht alles wie in einem Wunschladen ändern und unsere Probleme werden nicht auf einen Schlag verschwinden. Aber indem wir ihm vertrauen, wird er uns die Kraft schenken, unser Schicksal anzunehmen und wieder Licht am Ende des Tunnels zu sehen.

Nadine Feyer

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