Mitteilung – Freude

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Auszug aus der Mitteilung – Freude


Haben Sie sich heute schon gefreut? Was war der Grund zur Freude? Der Mensch sehnt sich nach Freude, ja er ist zur Freude berufen, zu diesem positiven Erleben der verschiedensten Dinge und Ereignisse. Freude wird gerne verwechselt mit Spaß oder Vergnügen. Spaß und Vergnügen möchte ich vergleichen mit einem Feuerwerk: heftig aufblitzend, strahlend und schnell verpufft. Freude gleicht mehr einem ruhigen Feuer, das lange Licht, Wärme und Geborgenheit schenkt.

Etwas, das uns Freude macht, rührt uns im Inneren an.

Es gibt „Meister der Freude“, die jeden Tag etwas entdecken, was Freude macht, und es am Abend aufschreiben. Das müssen keine großen Sachen sein. Es kann die Blume am Weg sein oder die Sonne, die am Morgen durch die Ritzen des Ladens scheint und tanzende Staubkörner leuchten lässt. Es kann das Lachen eines Kindes sein oder der freundliche Gruß des Nachbarn. Es können die Regentropfen sein, die auf der Fensterscheibe Wettrennen machen, oder das frohe Gesicht eines Kranken, den man besucht. Es bedarf aber auch einer inneren Achtsamkeit, solche Freudenboten zu entdecken. Oft sind wir leider so mit unseren Sorgen und Nöten beschäftigt, dass wir blind sind für all das Gute, Schöne und auch Heitere, das uns begegnet.

Gertraud von Bullion war da sehr offen. Als sie auf den Tod erkrankt in Isny im Krankenhaus lag, schrieb sie in einem Brief (22. 11. 1929) zuerst davon, wie sie um die Krankensalbung gebeten hat, dass sie mutlose Tage erlebt und um den Ernst ihrer Erkrankung weiß. Doch dann kommt eine überraschende Wendung: ,,F. E. hat mir bereits ein süßes Kripplein mitgebracht mit zwei Englein, zwei Väslein, Leuchter – nun weihnachtet es schon bei mir. Ich freu‘ mich so!… Wie sorgt doch der liebe Himmelsvater immer wieder für eine Freude (so lässt er auch die Blumen, die dem Kranken eine solche Wohltat sind, in meinem Stübchen nicht ausgehen), wenn auch dann ein Opfer oft auf dem Fuße folgt. Das schadet aber nichts, es geht dann schon“ (N. Lauer, Gertraud von Bullion, Serviam, Antwort der Liebe, Schönstatt-Verlag, S. 183f.). Eine schöne Möglichkeit, Freude zu erleben, ist dadurch gegeben, anderen Freude zu bereiten.

Denn die Freude, die man gibt, kehrt ins eigne Herz zurück.

Auch das konnte Gertraud. Als sie während des Ersten Weltkriegs in Cambrai (Frankreich) im Lazarett Rote- Kreuz-Schwester war, hieß es eines Tages, die Schwestern könnten für die Soldaten „Liebesgaben“ holen. Um möglichst viele Geschenke – Kekse, Zigarren, Tabak, Zigaretten, Schokolade, Wein, Briefpapier, Bleistifte und dergleichen – einpacken zu können, nahm Gertraud ihren Rucksack und den Brotbeutel mit. „Mein Rucksack und Brotsack reichten eben aus, alle Herrlichkeiten zu fassen, und mit dem Gewicht, da wollt‘ ich schon fertig werden.“ Gerade als sie sich auf den Weg zu ihren Patienten machen will, heißt es, es gäbe auch noch Äpfel. Und so schleppt sie noch einen Sack Äpfel, ca. 20-25 Pfund, auf dem Rücken zum Lazarett. „Die Freude aber und das Strahlen der Augen der braven Soldaten hättet Ihr sehen sollen …, reichlich lohnte es mir meine Mühe. Und als es erst ans Verteilen ging, da wollt es des Jubels und des Freuens kein Ende nehmen“ (a. a. O., S. 42).

Freude finden – eigentlich eine spannende Sache, sich jeden Tag zu fragen: Welche Freude will mir Gott heute schenken? Wem kann ich Freude schenken? Und dann heißt es aufmerksam sein!

Birgit Cremers

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