Er ist nicht mehr hier!
Der Auferstehungsmorgen ist von der Begegnung der Frauen mit dem Engel am Grab und mit seiner überraschenden Botschaft gekennzeichnet: Er ist nicht mehr hier! Dabei sind sie gekommen, um nach der Sabbatruhe den Leib des Gekreuzigten mit wohlriechenden Ölen zu salben. Verwundert und desorientiert nehmen sie die Botschaft des Engels auf. Und doch spüren sie, sie sind Zeuginnen einer besonderen Stunde. Das erste Mal in der Geschichte, dass ein Mensch, der Mensch auferstanden ist. Unfassbar und doch wahr. Eine Verheißung für uns alle an diesem Ostersonntag: Er ist auferstanden!
Immer neue Suche
Dieses Bild der Suche und des Salben-Wollens ist für Gertraud von Bullion ein Symbolbild für die Suche nach Jesus im Alltag, wenn seine Präsenz nicht immer offenbar und spürbar ist. Die eigentliche Gabe des Kreuzestodes Jesu ist ja, dass er im Zeichen der Eucharistie für immer unter den Menschen bleibt. Er weilt unter uns und will uns nähren, stärken und heilen mit seinem Leib und mit seinem Blut, mit seiner Gegenwart.
Die eigentliche Bestimmung der Gegenwart Jesu: unser Herz!
Er ist im Tabernakel und in der Eucharistie zugegen. Jeden Sonntag, dem Erinnerungstag an seine Auferstehung, dürfen wir Eucharistie feiern. Aber das Ziel und die eigentliche Bestimmung seiner Präsenz ist letztendlich unser Herz.
Mit Liebe ihn suchen heißt: „ihn salben“
Für Gertraud drückt sich das immer neuen Suchens auch im Salben als zärtliche Liebe und Fürsorge aus. Sie stellt sich gleichsam in die Reihe der Frauen des Ostermorgens. Auch wenn sie Jesu Anwesenheit im Zeichen des eucharistischen Brotes nicht immer spürt, so will sie ihn suchen und mit der ihr möglichen Liebe salben.
Wie die frommen Frauen dürfen wir nicht müde werden, den gekreuzigten, begrabenen, toten Heiland zu suchen. Wir wissen, wo sie ihn hinlegten – in den Tabernakel, in unsere Herzen; aber seine Gegenwart dünkt unserer Kälte wie tot. Trotzdem lasst uns ihn salben mit unserer keimhaften Liebe – mit den Tränen unseres wunden Herzens, unserer Sehnsucht, unserer Reue wollen wir seine heiligen Wunden netzen und immer wieder fragen und suchen, treu zu sein, treu den eingeschlagenen Weg einhalten – keine der Übungen lassen.
Aus Briefe und Schriften
Sein Sehnsuchtsort: Unser Herz
Nicht immer spüren wir die Anwesenheit des Herrn. Unser Herz gleicht manchmal den kalten Felsenmauern der Grabeshöhle. Und doch ist er da. Gertraud war da sehr realistisch in der Wahrnehmung ihres Zustandes und der Grenzen ihrer Empfindung. Gott, der zu uns kommt, kennt aber unseren guten Willen, er nimmt unsere Sehnsucht wahr. Liebe, Treue, die Reue und Offenheit, die uns möglich sind, reichen, um die Kälte des Herzens zu sprengen und Jesus immer neu zu finden und zu empfangen. Sein Bestimmungs- und Sehnsuchtsort ist unser Herz.
Impulsfragen
- Wie begrüße ich Jesus an diesem Auferstehungsmorgen?
- Mit welchen „Salben“ empfange ich seine Anwesenheit in meinem Herzen?
- Was ist meine Bitte an den Herrn an diesem besonderen Fest der Auferstehung, an dem Tag der neuen Schöpfung?
Alicja Kostka