Damit die Liebe zu Maria in die Herzen zieht – I.

Maria kennenlernen

    Der Monat Mai ist in besonderer Weise der Gottesmutter Maria gewidmet. Viele Formen der Marienverehrung haben sich in den vergangenen Jahrhunderten entwickelt: der Maialtar mit den selbst gepflückten Blumen, die Maiandachten in der Kirche oder im Freien oder das Sammeln von Maiblüten – eine Tradition in nicht wenigen Ordensgemeinschaften und Kongregationen als Ausdruck der Liebe zu Gottesmutter, der Blüte der Menschheit.

    Neue Zugänge zu Marienverehrung

    Doch die Marienverehrung ist nicht selbstverständlich und die traditionellen Formen verlieren im säkulären Kontext an Bedeutung, Anziehungskraft und Verständnis. Gerade hier setzt Gertraud von Bullion an, wenn sie über Marienverehrung mit ihren Gruppenschwestern ins Gespräch tritt. Sie erschließt sich und den anderen die urchristlichen Wahrheiten über Maria neu.

      Eine Beziehung zu Maria aufbauen

      Ihr Anliegen war es, wie auch das der Schönstattbewegung, deren Mitglied sie war, eine Beziehung zu Maria aufzubauen, da sie in der Heilsordnung die Mutter der Christen ist, so der Gründer Pater Josef Kentenich, aber auch die Aussage der Theologie.

      Pater Kentenich war eine frei erworbene Überzeugung und Entscheidung sehr wichtig. Er wollte dazu beitragen, dass die objektive Wahrheit über die Mutterschaft Mariens den Christen gegenüber (vgl. Joh 19, 25-27 – siehe unten) zu einem persönlichen Besitz und zur persönlichen Glaubenswahrheit wird. Als Pädagoge hat er dafür Möglichkeiten vorgeschlagen wie z.B. Austausch in der Gruppe oder persönlich über Maria zu lesen und zu meditieren.

      Erster Schritt: Maria kennenlernen

      Gertraud greift als Gruppenführerin diese Anregungen auf und entfaltet sie selbständig weiter. In einem Gruppenbrief schreibt:

      „Wenn ich auch bisher keine Verehrung oder besondere Liebe zu Maria empfunden und gehabt habe, jetzt will ich … danach streben. Wir wissen genau, dass uns die Marienverehrung ebenso wenig von alleine in den Schoß fällt als irgendeine andere gute Gewohnheit oder Tugend. Wir müssen selbst arbeiten, um sie uns zu erwerben. Was aber ist die Grundbedingung zur Verehrung und Liebe Mariens? Wir müssen vor allem Maria kennen lernen, ihre großen Tugenden sowohl als ihr Leben und Wirken. Wir können doch nicht lieben, was wir nicht kennen!“

      Briefe und Schriften – aus dem Brief vom 22. September 1921

      Tatsächlich geht der Liebe das Kennenlernen voraus. Da ist Gertraud ganz logisch. Und sie fährt mit einigen konkreten Vorschlägen fort, wie dieses Kennenlernen geschehen kann: über eine Lektüre eigener Wahl, sich mit der Person der Gottesmutter zu befassen, auseinanderzusetzen und dann zieht Schritt für Schritt, so Gertraud wörtlich: „ganz still und leise die Liebe zur Mutter in die Herzen.“

      „Scheuen wir es deshalb nicht, uns besonders in diesem Monat in Lesung oder Betrachtung mit Maria und ihren Eigenschaften zu befassen, kaufen wir uns ein Buch über Maria, wenn wir selbst keines besitzen und keine Möglichkeit besteht, uns eines auszuleihen, es gibt deren so viele und schöne (z. B. “Marienlob”, von Frassinetti/Schlegel, oder “Wert und Übung der Andacht zur allerseligsten Jungfrau”, von P. de Gallifet S.J., Verlag Manz, Regensburg, oder “Die Herrlichkeit Mariens”, vom heiligen Alfons von Liguori, und dergleichen…).“

      Briefe und Schriften – aus dem Brief vom 22. September 1921

      Impulsfragen

      • Kenne ich Maria?
      • Welche Beziehung habe ich zu ihr?
      • Ist sie mir persönlich zur Mutter geworden?
      • Habe ich ein Buch, das mir helfen könnte, sie besser kennen zu lernen?

      „Bei dem Kreuze Jesu standen seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria, die Frau des Klopas und Maria von Magdala. Als Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er liebte, sagte er zu seiner Mutter: Frau, siehe, dein Sohn! Dann sagte er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter! Und von jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.”

      Johannes, 19,25-27