Meine Beziehung zu Gertraud
Ich habe die Briefe und Tagebuchnotizen Gertraud von Bullions, die in der Textsammlung „Aus ihren Briefen und Schriften“ herausgegeben worden sind, mit großem Interesse gelesen. Ich habe Gertraud kennengelernt als eine Frau, die aus einer starken Liebe zu Christus und zu Maria gelebt hat. Wie sie selber schreibt, war es ihr aber auch ein großes Anliegen, ihre ganze Kraft den Menschen zu schenken, als Werkzeug Mariens. In dieser Haltung hat sie sich den Menschen zugewandt, die ihr anvertraut waren, zunächst in ihrer Familie und im Lazarettdienst. Später widmete sie ihre Aufmerksamkeit den Mitgliedern in der gerade entstehenden Gemeinschaft des Apostolischen Bundes für Frauen (heute: Schönstatt-Frauenbund). Ihre Liebe und Einsatzbereitschaft für ihre Lebensaufgabe in dieser Gemeinschaft haben mich beeindruckt. Ich spürte darin etwas vom gelebten Ursprungsgeist des Apostolischen Bundes. Besonders interessiert und berührt hat mich, wie Gertraud die persönlichen Erfahrungen ihrer Berufung und ihres Lebens aus dem Liebesbündnis beschrieben hat.
Ihr Gebet zur feierlichen Lebensweihe als Mitglied des Schönstatt-Frauenbundes hat mich erkennen lassen, welch große Liebe zu Christus, zur Gottesmutter und zu ihrer Gemeinschaft sie bewegte. Ihre Bereitschaft, die darin zum Ausdruck kommt, ihre Lungenerkrankung als eine Möglichkeit anzunehmen, im Leiden und in der Schwäche Jesus nachzufolgen und so die Welt für ihn und seiner Liebe zu erobern, ist ein Zeugnis für die Echtheit ihrer Liebe.
Sie war eine Frau, die frei und selbstbestimmt ihr Leben gelebt hat, die sich aktiv für ihre Überzeugungen eingesetzt hat. Sie verkörperte Werte einer Frau, die auch heute noch anziehen. Sie war eine Frau, die aus einer großen, inneren Kraft gelebt hat, aus einer starken Liebesfähigkeit. Ein Leitwort ihres Lebens war das SERVIAM, „Dienen will ich!“ Dieses Wort bedeutete für sie nicht Unterwürfigkeit oder Schwäche, sondern freie Entscheidung, sich für das Wohl anderer einzusetzen. Dieses Wohl umfasste für sie die gesamte Persönlichkeit der Mitmenschen mit Leib und Seele.
Gertraud war eine unauffällige Frau, aber sie hatte Einfluss.
Ich bin nur eine stille Verehrerin Gertrauds. Ihre Haltung der Liebe zu Gott und zu den Menschen zieht mich an. Sie wird mir als Vorbild immer wichtiger. Gerne rufe ich sie um ihre Fürbitte an, wenn ich von Schwierigkeiten im sozialen Miteinander und von Krankheiten erfahre. Dann bete ich: “Du warst doch Krankenschwester. Bitte, nimm dich dieser Kranken an und hilf!“
M.W., Deutschland