Gertraud von Bullion – eine große Frau – I. Teil

„GREIFEN SIE DAS ERBE DER GERTRAUD VON BULLION AUF!“ J. Kentenich

I. Teil

Wenn ich an Gertraud von Bullion denke, die die Mitbegründerin der Frauenbewegung in Schönstatt ist, dann fallen mir spontan drei Dinge ein.

„Einfältiges Herz”

Sie hatte ein reines und im besten Sinn des Wortes „einfältiges Herz“. Da ist nichts von falscher Diplomatie. Sie zeigt auch ihr Herz mit allem, was dazugehört, der Gottesmutter im Heiligtum von Schönstatt. So heißt es 1924 in ihrem Tagebuch:

„Der erste Augenblick im Kapellchen war so schön! Ich kniete nieder und sagte nur: Da bin ich wieder, Mutter, und habe Dir auch etwas mitgebracht – mein Herz. Aber etwas, was Dich noch mehr freut, mein Eigenwille, meine Welt, mein Ich. Gib Du es dem Heiland! – Wie froh mich das macht!

Aus dem Tagebuch; Eintragung nach einer Tagung in Schönstatt 1924

Engagiert und apostolisch

Gertraud von Bullion war eine engagierte und apostolische Frau. Sie hat an ihre Mitschwestern im Schönstatt-Frauenbund und darüber hinaus viele motivierende Briefe geschrieben, auch zu der Zeit, als sie schon von ihrer Krankheit gezeichnet war. Der Apostolische Bund von Schönstatt war ihr wichtig. Sie hat ihn authentisch und ursprünglich gelebt. So wirkt sie als Vorbild für alle nachfolgenden Generationen.

Besonders beeindruckend ist der Brief, den sie einmal an Nikolaus Lauer (1897-1980) geschrieben hat. Da sprüht förmlich ihr apostolisches Herz.

„O, mein guter Lauer, dass ich auch manchmal predigen dürfte von der großen, großen Liebe des göttlichen Meisters, wie Sie es tun dürfen! Ach, wie tatenlos müssen unsere Tage dahin fließen, u. vor Ihnen liegt eine Welt zu erobern, u. uns, wenn das Herz sich in glühendem Verlangen verzehrt, ein Apostel der Liebe zu sein, sind die Hände in Fesseln geschlagen, Sie aber können mit Ihrem Eifer, mit Ihrer Arbeit Tausende u. Tausende von Menschenseelen umfassen, sie mit sich empor reißen zu Gott, das eigene Herz voll jubelnder Seligkeit, des Heilands Durst nach Seelen u. deren Gegenliebe gestillt zu haben! Draußen, da durft’ ich manches Mal das arme Werkzeug für Gottes Barmherzigkeit sein, das will ich Ihm immer danken, u. nie kann ich es vergessen. Dies allein lässt mich meine häusliche Tätigkeit oft so schwer empfinden, dass ich nun so gar nichts mehr tun kann. Dass ich Ihnen auch mein stürmisches Drängen vermachen könnte u. Sie beflügeln könnte in Ihrem Streben, dass Sie für mich mitwirken könnten! Ist dies himmlische Feuer nicht unser höchstes Glück u. Leid in einem? Wie lange werde ich meiner direkten Berufung noch harren müssen? Wenn ich nur nicht inzwischen unbrauchbar geworden bin! Doch – ‚Wie Gott es will, so beuge dich …‘, oft sangen wir’s draußen, nun singen wir’s nimmer, sondern leben es. –“

Gertraud von Bullion – Aus ihren Briefen und Schriften

O.A. Isch, Deutschland