Auf den Spuren Gertraud von Bullions

Eigentlich wollten wir nur drei oder vier Tage ins Allgäu fahren und das Schönstattzentrum in Memhölz „Schönstatt auf´m Berg“ kennenlernen und von dort aus auch das Grab Gertraud von Bullions besuchen, die vor 100 Jahren mit ihrer Kusine Marie Christmann die erste Schönstatt-Bundesgruppe für Frauen gründete. Doch dann wurde eine richtige Gertraud-Wallfahrt daraus.

Der Geburts- und Taufort: Würzburg

Auf der Hinfahrt machten wir zunächst Station in Würzburg, Gertrauds Geburtsort. Während wir bei wunderschönem Wetter auf den Dom zugingen, wurden wir mit Glockengeläut empfangen (es war gerade 12 Uhr/Engel des Herrn). In Würzburg wurde Gertraud am 15. Okt. 1891 getauft. So erinnerte uns das Taufbecken in der Mitte des Doms an Gertraud und wurde zur ersten Gertraud-Station unserer Wallfahrt.

Die Familiengruft der Familie von Bullion

Am späten Nachmittag kamen wir in Memhölz an und fuhren am nächsten Tag nach Kempten, wo sich das Familiengrab der Grafen von Bullion befindet. Auf dem kath. Friedhof machten wir uns auf die Suche nach diesem Grab, und so standen wir dann vor der letzten Ruhestätte Gertrauds und dankten hier dieser großartigen Frau für ihr Wirken und ihren heroischen Einsatz für die Schönstattbewegung.

Das Krankenhaus

Am dritten Tag war unser Ziel Isny, wo Gertraud ihre letzten Lebensmonate im Krankenhaus Wilhelmstift verbrachte. Sie hat sich bei ihrem Dienst als Rote Kreuz-Schwester im Ersten Weltkrieg mit dem Tuberkulosebazillus infiziert und litt schon viele Jahre an Lungentuberkulose. Das Gebäude steht noch. Auf einer Bank davor lasen wir aus Gertrauds Biografie wie sehr sie in den letzten Wochen ihres Lebens leiden musste. Sie opferte alles ganz bewusst auf und nahm von ihrer Weihe, die sie am 16. April 1925 in Schönstatt abgelegt hatte, nichts zurück. Am 11. Juni 1930 starb sie. Es hat uns sehr berührt, an ihrem Sterbeort den Bericht über ihre letzten Tage zu lesen und dort den schmerzhaften Rosenkranz zu beten.

Ihre Heimatstadt Augsburg

Auf der Heimfahrt am folgenden Tag besuchten wir dann noch Augsburg,. Hier wohnte Gertraud ab ihrem 6. Lebensjahr. An dem damaligen Wohnhaus ganz in der Nähe des Doms ist eine Plakette mit ihrem Namen und der Bezeichnung „Mitgründerin der internationalen Frauenbewegung Schönstatts“ angebracht. Nicht weit davon befindet sich die Maria-Ward-Schule, die Gertraud 9 Jahre lange besuchte und wo sie auch mit 12 Jahren ihre erste Heilige Kommunion empfing. Leider konnten wir, da wir nicht angemeldet waren und auch wegen Corona-Umständen, nicht in die Kapelle. Wir lasen auf einer Bank im Schulhof aus ihrer Biografie über ihre große Liebe zum eucharistischen Heiland. Auch als Rote Kreuz-Schwester im Ersten Weltkrieg in Frankreich und Belgien (dort hatte sie durch Franz Salzhuber Schönstatt kennengelernt) war es ihr immer ganz wichtig, dass „ihre Soldaten“ die hl. Kommunion empfingen.

Fruchtbarkeit

Durch diese Orte, die wir besuchten, ist Gertraud von Bullion für uns innerlich so lebendig geworden, und wir können die Worte, die Pater Kentenich über sie sagte, umso besser verstehen: „Diese schier endlose Fruchtbarkeit der Frauenfamilie verdanken wir in erster Linie denen, die durch ihre schlichte Frauengröße sich buchstäblich verzehrt haben. Ich denke da vor allem an Gertraud von Bullion. … Ich stehe ehrfürchtig vor ihrer Größe. …“

H.G.,Pfr.; I.S; A.C., Deutschland