Mitteilung – Mitmachen

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Auszug aus der Mitteilung – Mitmachen


Die Familie sitzt am Tisch und spielt. Da kommt die kleine Marie hinzu und sagt: „Ich will auch mitmachen.“ Der ältere Bruder antwortet sofort: „Du bist noch viel zu klein.“ Aber der Vater nimmt Marie auf seinen Schoß und sie darf mitspielen. Mitmachen, dabei sein, dazu gehören – das ist nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene wichtig. Manche würden gerne irgendwo mitmachen, getrauen sich aber nicht. Andere wiederum sind sehr schnell die Macher und handeln. Sie zeichnet aber auch die Fähigkeit aus, andere Menschen zu mobilisieren. Mitmachen, sich beteiligen, sich in eine Gemeinschaft hineinbegeben, zusammen mit anderen etwas tun ist ein Urbedürfnis des Menschen. Mitmachen ist mehr als dabei sein, mehr als dazu gehören. Mitmachen bedeutet, sich einbringen, mitgestalten, etwas voranbringen, prägen, Kraft und Zeit einsetzen, Verantwortung übernehmen. All das entspricht Gertrauds Art. Sie war ein sehr aktiver, leidenschaftlicher Mensch.

Alles für Gott und alles für die Menschen!

Gertraud sagt von sich selbst: „Ich habe eigentlich zwei Leidenschaften, die eine ist, allen Menschen zu helfen, jedem da, wo er es braucht! Die andere, Gott überall geehrt und geliebt zu wissen.“ Diese Leidenschaften mussten Raum und Möglichkeit finden, sich zu betätigen und zu entfalten. Nachdem am 8. Dezember 1920 mit der Weihe an die Dreimal Wunderbare Mutter von Schönstatt der Grund für den Apostolischen Bund für Frauen gelegt war, setzte Gertraud ihre ganze Kraft und Zeit für dessen Aufbau ein. An der ersten Tagung im August 1921 in Schönstatt nahmen 35 Frauen teil. Nikolaus Lauer schreibt in seiner Biografie über Gertraud: „Mit ihrem warmen und impulsiven Herzen hatte Gertraud die neue, große Aufgabe sich zu eigen gemacht; zu beseelen, zu hegen, zu dienen war sie gekommen. Auf der ersten Tagung war sie die anerkannte Führerin, deren Mütterlichkeit alle umspannte und Lebensbänder schuf zwischen Süd und Nord.“

„Ich wollte, ich dürfte nur den ganzen Tag für den Bund arbeiten.“

In der folgenden Zeit hat Gertraud zahlreiche Frauen mit den Zielen der Bewegung bekannt gemacht. Viele haben sich angeschlossen. Es wurden Gruppen gebildet und Strukturen aufgebaut. Sie schrieb zahlreiche Gruppenbriefe, in denen sie den Mitgliedern der Gemeinschaft die Ziele und Ideale der Bewegung erschloss und praktische Hinweise für das geistliche Leben mitten in der Welt gab. Immer wieder bat sie darum, Vorschläge für das gemeinsame Leben und Streben sowie Alltagserfahrungen einzubringen. So motivierte sie alle zum Mitmachen beim Auf- und Ausbau dieser neuen Gemeinschaft.

Sehr interessiert und aufmerksam nahm Gertraud alle Anregungen des Gründers Pater Kentenich auf. Sie gab sie weiter, ließ sich aber auch persönlich davon prägen. Davon zeugt das Weihegebet, mit dem sich die ersten 20 Bundesschwestern am 16. April 1925 auf ewig der Dreimal Wunderbaren Mutter von Schönstatt geweiht haben. Es wurde von Gertraud verfasst. Pater Kentenich wies Jahre später darauf hin, dass dieses Weihegebet als Modell aufgefasst werden darf und dass sich – bewusst oder unbewusst – alle späteren Weihen an diesem Gebet orientierten.

Mitmachen. Folgen. Wirkung.

Das Mitmachen bleibt nicht ohne Folgen, nicht für einen selbst, nicht für die anderen. Sie können Langzeitwirkung haben. Im Jahr 2020 wird die Schönstatt-Frauenbewegung, deren Mitgründerin Gertraud von Bullion ist, 100 Jahre alt. In den nächsten Mitteilungen erfahren Sie mehr über die Wirkungen.

Renate Zegowitz

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