Zwei Hochfeste in der Fastenzeit
Die Liturgie gibt uns in einer gut überlegten Reihenfolge zwei Feste vor, die das Mysterium der Heilsgeschichte widerspiegeln. So bringt die Fastenzeit zwei Hochfeste mit sich, an denen wir – außer an den Sonntagen – unser Fasten brechen dürfen, um der Freude für das Feiern der Geheimnisse dieser Tage Raum zu geben.
Das Hochfest des hl. Josef – 19. März
Das erste ist das Hochfest des hl. Josef. Seine Berufung wird gerne mit dem Wort: custos – der Hüter – beschrieben. Josef wurde zum Begleiter und Hüter von Maria und Jesus berufen. Aber, so Papst Franziskus in seiner ersten Predigt zu diesem Fest am 19. März 2013, „Es ist eine Obhut, die sich dann auf die Kirche ausweitet“. In dieser Berufung sehen wir die Verbindung zur Gottesmutter und deren Berufung, die ihr in der Stunde der Verkündigung kundgetan wurde. Sie soll Mutter des verheißenen Messias sein. Und Josef soll ihr bei dieser exzellenten Aufgabe zur Seite stehen. Daher hat Gott die beiden schon in ihrer Jugend aufeinander aufmerksam gemacht und zueinander geführt.
Papst Franziskus beschreibt die Berufung von Josef an der Seite Marias mit folgenden Worten:
„Wie führt Josef diese Hüter-Tätigkeit aus? Rücksichtsvoll, demütig, im Stillen, aber beständig gegenwärtig und in absoluter Treue, auch dann, wenn er nicht versteht. Von der Heimholung Marias bis zur Episode des zwölfjährigen Jesus im Tempel von Jerusalem begleitet er fürsorglich und liebevoll jeden Moment. Er steht Maria, seiner Braut, in den unbeschwerten wie in den schwierigen Momenten des Lebens zur Seite.“
Papst Franziskus 19.3.2013
Das Hochfest der Verkündigung des Herrn – 25. März
Und Maria? Im Moment der Verkündigung war sie mit Josef verlobt. Er war für sie die Person, mit der sie ihr Leben verbringen würde. Gott überrascht die beiden und kommt ihnen ganz nahe, in die Mitte ihrer Herzen. Er kommt in die Tiefe ihrer Sehnsucht und schreibt die Weltgeschichte mit diesem besonderen Paar.
Interessant ist, welche Bedeutung Gertraud von Bullion dem Fest der Verkündigung des Herrn beimisst. Sie sieht es als das größte Marienfest, weil es alle andere Marienfeste voraussetzt. Und tatsächlich hat die junge „Theologin“ Recht, denn ohne das Geschehen in der Verkündigungsstunde und vor allem ohne die freiwillige, liebevolle Zustimmung Marias hätten wir keinen Grund, weitere Feste zu feiern wie das Fest der Heimsuchung (2. Juli), der Geburt Jesu (25. Dezember), der Darstellung des Herrn (2. Februar) und alle folgenden Feste, die sich aus der Mitwirkung Marias in Gottes Plan ergeben, bis hin zu ihrer Aufnahme in den Himmel und ihrer Krönung.
Der größte Ehrentag
Hören wir die Stimme Gertraud von Bullions in einer Anregung an ihre Mitstreiterinnen:
Der März bringt uns zwei Feste, die ich nicht unerwähnt lassen möchte. Zuerst den trauten Josefstag. (…) Das zweite Fest ist unser schöner Marientag: Maria Verkündigung. Der Tag, an dem die reinste Jungfrau zur höchsten Würde der Gottesmutter erhoben wurde. Meiner Auffassung nach der größte Ehrentag unserer Mutter, ohne den alle übrigen nicht erfolgt wären.“
Gertraud von Bullion, Briefe und Schriften
Vorbereitung auf das Fest
Und dann schlägt sie vor, in einer meditativen Zeit in die Bedeutung dieses Festes tiefer einzudringen, ja mit Maria sich auf ihr Fest vorzubereiten. Hat sich die Gottesmutter selbst nicht auch mit einer tiefen Sehnsucht nach dem Heiland vorbereitet?
Wollen wir da nicht, die wir doch unsere Mutter und Königin besonders ehren und lieben möchten, wollen wir dies Fest nicht durch eine Novene der Vorbereitung festlicher begehen als sonst? Nichts Besonderes soll’s sein. Ich denke da eben an das Festgeheimnis und meine, ob da nicht der dreimal täglich mit besonderer Andacht verrichtete Englische Gruß (Anmerkung: Der Engel des Herrn) das bestgeeignete Gebet wäre; eventuell unter Anfügen eines „Ehre sei dem Vater“, der heiligsten Dreifaltigkeit zu Ehr und Dank, dass sie Maria zur Gottesmutter auserkoren hat. Doch dies soll nur ein ganz unverbindlicher Vorschlag sein.
Gertraud von Bullion, Briefe und Schriften
Wie immer lässt Gertraud – entsprechend ihrem Geist und dem Geist ihrer Gemeinschaft, des Apostolischen Bundes viel Freiheit. Daher die Anregung nur als Vorschlag, die Form kann jeder selber wählen.
Impulsfragen
- Welche BegleiterInnen stellt Gott mir zur Seite?
- Was war die wichtigste „Verkündigungsstunde“ meines Lebens?
- Mit welcher Botschaft, Anfrage, Bitte… kommt Gott in dieser Fastenzeit auf mich zu?
Alicja Kostka