Am 10./11. Juli 2021 fand eine der ca. 30 Veranstaltungen des „FrauenKongress deutschlandweit“ in Vallendar-Schönstatt statt. „Du wirkst – von innen her mehr bewegen“ – so lautet das Motto des Kongresses. An diesen beiden Tagen versammelten sich im Tagungszentrum Marienland über 130 Frauen aus dem Großraum Koblenz, um aus dem spirituellen Angebot Schönstatts im Blick auf die Frau zu schöpfen. Weitere Veranstaltungen werden im Laufe der nächsten Monate dezentral an verschiedenen Schönstattzentren in Deutschland stattfinden. (Siehe:http://www.s-fm.de/frauenkongress-2021/orte-und-termine.)
Neben einem zentralen Angebot am Vormittag gehörten am Nachmittag u.a. Workshops zu verschiedensten Themen zum Programm.
Die Frau der ersten Stunde
So gab es auch die Möglichkeit, „die Frau der ersten Stunde“ der Frauenbewegung von Schönstatt, Gertraud von Bullion, besser kennen zu lernen und gleichsam auch mit ihr in einer Austauschrunde ins Gespräch zu kommen. Diesen Workshop bot Frau Dr. Alicja Kostka, Schönstatt-Frauenbund, an, die seit Jahren in der biographischen Forschung Gertraud von Bullions tätig ist. Nach der Vorstellungsrunde und einer kurzen geschichtlichen Einführung lernten die Teilnehmerinnen die „innere Seite“ von Gertrauds reichem Leben kennen. Dies geschah anhand des Notizbuches „Aufmerksam und Erfinderisch“, das den inneren Weg Gertrauds anhand von Zitaten aus ihren zahlreichen Briefen erschließt. Nach einer Zeit des Meditierens einzelner Zitate erfolgte ein reger Austausch über die aufgenommenen Inhalte und vor allem über die Resonanz, die sie bei den einzelnen Frauen bewirkten. Gertrauds spirituelle Erfahrungen mitten in der Welt, schlugen gleich Brücken zu eigenen Erfahrungen.
Die Gräfin und ihr Wesen
Es tauchte die Frage auf, warum Gertraud sich Aufgaben widmete, die so gar nicht ihrem Lebensstand als Gräfin entsprachen. Z.B. ihr Dienst als Rote-Kreuz-Schwester in den Lazaretten des Ersten Weltkrieges oder ihre Entscheidung, sich der Marianischen Kongregation bei der Kapuzinerkirche St. Sebastian in Augsburg anzuschließen, der in der Hauptsache Bürgermädchen, Dienstboten und Fabrikarbeiterinnen angehörten.
Gertraud war tatsächlich der innere Adel, der Seelenadel, immer wichtiger als ihr Standesadel. Dieser Seelenadel hat sie gedrängt, den Menschen in ihren Nöten nahe zu sein, ihnen zu helfen und zu dienen. Sie sagt von sich: „Ich habe eigentlich zwei Leidenschaften: die eine ist, allen Menschen zu helfen, jedem da, wo er es braucht; die andere: Gott überall geehrt und geliebt zu wissen.“ Auf ihren Einsatz für die damals noch neue und weitgehend unbekannte Bewegung, der sicher auch aus dieser Haltung erfolgt ist, wies eine Teilnehmerin besonders hin.
Ihre Sprache: treffend und tief
Auch Gertrauds Gottesbegegnungen in der Natur wurden immer wieder bestaunt. Der Vergleich der blühenden Obstbäume mit dem Brautschmuck der Seele steht als Beispiel für ihre symbolische Denkart, die in den Vorgängen der Natur die Kommunikation mit Gott entdeckt. Die Schönheit und die Tiefe ihrer Sprache hat etwas Künstlerisches in sich. Sie ist jedoch für den Kontakt mit ihr keine Hürde. Dies wurde als ein neuer, bislang unbekannter Aspekt dieser Frauenpersönlichkeit festgestellt.
Den eigenen inneren Weg gehen
Das Notizbuch ist eine gute Hilfe, um selbst im Alltag inne zu halten, der inneren Stimme zu lauschen und dem eigenen inneren Reichtum auf die Spur zu kommen. Mit Gertraud an der Seite gelingt es sicher leichter , entsprechend dem Inhalt des Mottos des Frauenkongresses mehr von innen her zu bewegen und zu wirken. Mehrere Teilnehmerinnen haben das Notizbuch mitgenommen, um mit Gertraud an der Seite den eigenen Weg im Alltag zu gehen.