Wegbegleiterin in der Weihnachtszeit
Es gibt verschiedene Perspektiven, das Geschehen von Weihnachten wahrzunehmen und zu erleben. Eine davon ist, das Wunder der Heiligen Nacht mit der Gottesmutter zu betrachten, gleichsam mit ihren Augen und durch ihr Herz. Diese Perspektive wählt Gertraud von Bullion, wenn sie uns Einblick gibt, wie sie die heilige Weihnachtszeit erlebt und welche Botschaft sie daraus liest.
“Alle Marthasorgen beiseite stellen”
In der Schilderung des Weges zu Weihnachten ist Gertraud sehr realistisch. Ihr ist die „Hektik der Vorbereitung“ auf das große Fest nicht fremd. Als Frau weiß sie, was alles zu einem schönen Weihnachtsfest gehört: das Plätzchen backen, die Wohnung putzen, den Weihnachtsbaum schmücken, die Geschenke liebevoll vorzubereiten… Viele äußere Vorgänge, die uns in dieser Zeit ganz in Anspruch nehmen und einen unentbehrlichen Teil der Vorbereitung auf Weihnachten ausmachen.
Aber dann kommt die Zeit, so Gertraud in ihrem Brief an Marie Christmann, in der wir all diese „Marthasorgen“ beiseite stellen und bei der Gottesmutter ruhen sollen. Ja, mit ihr das neugeborene Kind anschauen, was der eigentliche Sinn des Heiligen Abends ist. Gertraud schreibt:
„So, nun lass uns noch einige Augenblicke zu Füßen unserer Dreimal Wunderbaren Mutter ruhen, alle Marthasorgen beiseite stellen, und lass uns ihr Kind schauen, das sie uns in der Krippe zeigt! Wie einsam, verlassen und ungekannt liegt es da im Stall, und doch ist sein leises Weinen nur seine Sehnsucht nach der Liebe der Menschen!“
Betrachtend und vertieft in das Krippenereignis erlebt Gertraud, dass die Gottesmutter ihr das Kind ausdrücklich zeigen möchte. Maria will ihre Freude, das sprachlose Staunen über das größte Wunder, das sie gerade erlebt, mit den Menschen teilen. Dieses Wunder der Weihnacht ist das Geschenk des Allerhöchsten für die Menschen: das Kind, der Retter, ist zu uns und für alle Menschen gekommen!
Einsam, verlassen und ungekannt – und doch voll Sehnsucht
Wie erlebt Gertraud das Christkind?
Sie sieht es als einsam, verlassen und ungekannt… Gleichzeitig nimmt sie, gerade in dieser äußeren Einsamkeit die große Sehnsucht dieses Kindes nach der Liebe der Menschen wahr – symbolisch in dessen Weinen.
Der weitere Schritt in Gertrauds Weihnachtsbetrachtung kann auf unsere Zeit bezogen werden. Wie damals, so besteht auch heute die Gefahr, dass wir das HEILIGSTE dieser Heiligen Nacht übersehen, berauscht von dem, was uns rein äußerlich geschenkt und angeboten wird und unsere Aufmerksamkeit beansprucht. Mitten in dieser Situation spürt Gertraud die Einladung der Gottesmutter, mit ihr beim Kind zu verweilen, in sich hinein zu hören und zu spüren, wofür es gekommen ist. Gertraud schreibt:
„Aber die Menschen hasten und jagen tagaus, tagein nach irdischen Gütern und sehen und hören nicht das Kind klagen. Uns hat die Mutter gerufen, zu kommen, wir sehen die Tränen, die die lieblichen Augen verdunkeln ‑ können wir so stehen, ohne zu lindern, ohne zu helfen? Nein, sicherlich nicht!“
Dem göttlichen Kind die Zeit vertreiben – es anzubeten
Gertraud fragt, wie es geschehen kann, dass wir in der Weihnachtszeit zu einer inneren Beziehung mit Jesus kommen können. Sie regt mit einem alltäglichen, fast spielerischen Ausdruck an: „Dem Kind die Zeit vertreiben“. Mit diesen einfachen Worten lädt sie zur Anbetung des göttlichen Kindes ein. Ja, sie regt an, andere Menschen zur Anbetung mitzunehmen. Sie will ihre Freude teilen und viele Menschen mit Gott in Berührung bringen.
„Wir müssen dem Kind die Zeit vertreiben. In unserer geistliche Tagesordnung ist eine Besuchung des Allerheiligsten vorgesehen: Halten wir sie jetzt in der Weihnachtszeit, sooft wir können, wirklich und geistigerweise. Um aber dem Heiland eine besondere Freude zu machen und im Geist unseres Bundes zu wirken, versuchen wir jeden Tag irgendjemand zu einer Besuchung mitzunehmen oder zu veranlassen. “
Impulsfragen
- Kann ich meine “Marthasorgen” beiseite stellen und bei der Mutter Jesu und ihrem Kind verweilen?
- Wie kann ich dem göttlichen Kind die Zeit vertreiben?
- Mit wem möchte ich die Freude über das Wunder der Heiligen Nacht teilen?
Alicja Kostka