DIE KLEINEN GESTEN
Indem Papst Franziskus uns an die Berufung zur Heiligkeit erinnert, geht er ganz praktisch vor und betont, dass die Heiligkeit durch kleine Gesten wächst. Dies veranschaulicht er am Beispiel aus dem alltäglichen Leben einer Frau. Er schreibt:
„Eine Frau geht beispielsweise auf den Markt zum Einkaufen, trifft dabei eine Nachbarin, beginnt ein Gespräch mit ihr, und dann wird herumkritisiert. Trotzdem sagt diese Frau innerlich: „Nein, ich werde über niemandem schlecht reden.“ Das ist ein Schritt hin zur Heiligkeit. Zu Hause möchte ihr Kind dann über seine Phantasien sprechen, und obwohl sie müde ist, setzt sie sich zu ihm und hört ihm mit Geduld und Liebe zu. Das ist ein weiteres Opfer, das heilig macht. Dann erlebt sie etwas Beängstigendes, aber sie erinnert sich an die Liebe der Jungfrau Maria, nimmt den Rosenkranz und betet gläubig. Das ist ein weiterer Weg der Heiligkeit. Dann geht sie aus dem Haus, trifft einen Armen und bleibt stehen, um liebevoll mit ihm zu reden. Das ist ein weiterer Schritt.“
Erfinderisch werden
Gertrauds Alltag war geradezu aus kleinen Gesten gewoben. Sie hat sich um Kleinigkeiten bemüht und auch ihre Mitmenschen ermutigt, kreativ zu sein – aus Liebe.
„Wir müssen erfinderisch werden in kleinen Aufmerksamkeiten der Nächstenliebe und in dem Sich-Einfühlen in andere Denkungsart, und das alles mit einer stillen, sich selbst vergessenden Art, die sich nicht aufdrängt, die nicht verwundet, dass man sagen kann: Seht, wie wir einander lieben!“
Mit allen zusammen
Ein Beispiel dafür mag sein, wenn sie sich während der Tagungen darum bemüht, „keine Mahlzeit am selben Fleck“ zu sitzen, da sie „mit allen zusammenkommen, für alle da sein!“ möchte. Dadurch nimmt sie jeden Teilnehmer war, schenkt ihm Aufmerksamkeit, trägt dazu bei, dass Gemeinschaft entstehen kann. Am Beginn der Entstehung des Apostolischen Bundes in Schönstatt war es besonders für die Bildung der Gemeinschaft wichtig.
Mit liebewachen Augen
Ein weiteres Beispiel, wie sie sich um kleine Gesten bemüht hat, ist eine Anregung, die sie ihren Mitschwestern gegeben hat. Es war ihr wichtig, dass die geschwisterliche Liebe
„so zart und feinfühlig werden (muss), dass wir vom Sehen mit liebewachen Augen sofort merken, hier tut ein freundliches Wort, dort ein stilles Schweigen, hier der ermunternde Bericht einer apostolischen Tat, dort eine sanfte Mahnung dem Schwesterherzen gut und Not.“
Die rechten Worte
Ein ganz konkretes Beispiel aus ihrer Korrespondenz:
Hoffentlich fand ich die rechten Worte. – Nicht wahr, ich stehe jederzeit zur Verfügung!
Tatsächlich entscheidet sich viel in der Art, welche Worte wir finden, wenn wir das Herz unserer Mitmenschen erreichen möchten. Gerade in schwierigen Angelegenheiten.
Gute Eigenschaften
Gertraud hat geradezu angeregt, diese kleinen Gesten, durch die die Heiligkeit wächst, zu praktizieren, ja darin eine Meisterin der Liebe zu werden. Ein weiteres Beispiel solcher Anregung, die wohl aus der Selbsterfahrung gewachsen ist:
„Es ist eine Kunst, dem anderen seine Freude darüber merken zu lassen, dass man eine gute Eigenschaft an ihm entdeckt hat.“
Von Maria lernen
Dabei war ihr Maria ein Vorbild. Auf sie hat sie hingeschaut und von ihr gelernt:
„Wie macht es Maria? Sie ist eine schlichte Hausfrau, jede Arbeit tut sie zu ihrer Zeit, nichts Augenfälliges wird uns berichtet, aber all die Kleinigkeiten des Alltags verrichtet sie so gut, so gewissenhaft, so ganz in Gottes Liebe und Gottverbundenheit, dass jede ihrer unscheinbarsten Handlungen groß ist in Gottes Augen, nachahmenswert für uns.“
Mit Maria verbunden wuchs Gertraud in der Heiligkeit der kleinen Gesten.
Impuls
- Am Abend die kleinen Gesten des Alltag sammeln
– die ich vollzogen habe,
– die ich erhalten habe.- Dafür danken.