In die Liebesgeschichte mit Gott eintreten

„Eintreten in die Liebesgeschichte mit Gott ”- das ist die eigentliche Einladung, die Jesus allen Menschen schenken will, ja, das ist das eigentliche Leben – so Papst Franziskus in seiner Ansprache an die 600 000 Jugendlichen während der Gebetsvigil beim WJT in Panama am 29. Januar 2019. Diese Einladung zur Teilnahme an einer Liebesgeschichte ist die eigentliche Rettung, die der Herr uns schenkt, bekennt Franziskus mit Nachdruck. Sie, die Liebesgeschichte, verknüpft sich mit unseren Geschichten und lebt fort; „will mitten unter uns geboren werden, damit wir dort, wo wir sind, wie wir sind und mit wem wir sind, Frucht bringen können“ – so Papst Franziskus in seiner Betrachtung. Franziskus betonte dabei, dass Gott der erste sei, „der ´Ja´ zu unserem Leben und zu unserer Geschichte sagt, und er wünscht, dass auch wir zusammen mit ihm ´Ja´ sagen“.

Marias  Liebesgeschichte mit Gott

Als Beispiel einer solchen hochherzigen Antwort nannte er Maria, die als junge Frau auf diese Einladung Gottes hin „Ja“ geantwortet hat und in die sehr entscheidende Liebesgeschichte mit Gott eingetreten ist. Mit ihrem ´Ja´ hat sie die Weichen der Weltgeschichte für immer gestellt. Mit ihrem „Ja“ geht sie uns voraus und lehrt uns, „Risiken einzugehen und alles auf eine Karte zu setzen“ – so der Papst. Auch wenn nicht jede Einladung und nicht jede Antwort solch geschichtliche Weite hat, so folgen immer wieder Berufungen, die eine besondere Relevanz für die Geschichte der Welt und der Kirche haben. Dies gilt auch für Gertraud von Bullion, die sich mit ihrem ´Ja´ in die neuste Geschichte eingeschrieben hat.

Gertrauds Liebesgeschichte mit Gott

Auch sie ist mutig in die Liebesgeschichte eingetreten, zu der sie Gott eingeladen hat. Sie folgte einer überraschenden Einladung, die ihr während ihres Dienstes als Rote-Kreuz-Schwester in der Zeit des I. Weltkrieges entgegengekommen ist und hat sich für die neu aufbrechende Frauenbewegung Schönstatts geöffnet und sich für ihr Wachstum umfassend eingesetzt. Sie hat gespürt, dass hier, in der Spiritualität Schönstatts, relevante Antworten auf ihre persönlichen Fragen und die Fragen ihrer Generation, die Fragen der Frau in der Welt gestellt und auch beantwortet werden. So gab sie sich hochherzig hin, um den Raum für das Wachstum dieser Bewegung, ausgesprochen in der Form des Apostolischen Bundes, zu ermöglichen und zu schaffen.

Von der Gottesmutter persönlich geliebt und geformt

Inwieweit war das eine Liebesgeschichte? Während ihrer Berührung mit Schönstatt fand Gertraud, damals Ende zwanzig, zu einer ganz persönlichen Beziehung zu Maria, der sie ihr Herz erneut und erneut schenkte und sich von der Gottesmutter ganz persönlich geliebt und geformt erlebt hat. Durch Schönstatt durfte sich ihre eucharistische Frömmigkeit entfalten und ihre Gott-Vater-Beziehung vertiefen. In überraschenden und schwierigen Erlebnissen, die ihre Pläne durchkreuzt haben, lernte sie die Hand des liebenden Vaters zu erkennen, so dass sie gegen Schluss ihres Lebens bekennen konnte: „Sie hoffen, dass ich eine große Überraschung erleben werde, wenn ich Jesus sehen werde. O, ist denn das nicht Gewissheit, dass meiner die größte Überraschung harrt, werde ich doch dann erst erfassen die unerschöpfliche Barmherzigkeit des guten himmlischen Vaters, mit der er mich stündlich umgibt“ .

Ein Bekenntnis zum erfüllten Leben

Zwei Monate vor ihrem Heimgang schrieb sie an den geistlichen Vater, Pallottiner Michael Kolb: „Ich nehme keinen Buchstaben der Weihe zurück, das sagen Sie der Mutter im Kapellchen“ . Ein Bekenntnis zu einem erfüllten Leben und zu einem wagemutig ausgesprochenen „Ja“.

In der Gemeinschaft des entstehenden Apostolischen Bundes fand sie viele Geschwister, mit denen sie sich für eine „neue Gemeinschaft“ eingesetzt hat, die auf dem Weg der Bildung einer „neuen Persönlichkeit“ konstant wuchs. Sie gestaltete diese Gemeinschaft wesentlich mit und prägte ihr für immer das Siegel ihrer ganz persönlichen Liebe auf.

Diese Gemeinschaft lebt heute und entfaltet sich in mehreren Ländern der Welt. Hunderte von Frauen lebten und leben die Nachfolge Christi in den Fußstapfen Gertrauds. Die Einladung zu einer Liebesgeschichte, der sie mutig und hochherzig gefolgt ist, hat sich als überaus fruchtbar erwiesen. Gott täuscht nicht; er erfüllt die Sehnsucht, die er ganz persönlich in das Herz eines Menschen legt. Kannst Du es glauben? Diese Liebesgeschichte lebt in vielen individuellen Geschichten originell und einmalig weiter. Sie bringt weiter reiche Früchte.

Folgen wir dem Mut Mariens und auch dem Mut Gertraud von Bullions auf der heutigen Etappe der Menschheitsgeschichte. Ermutigen wir Menschen, mit denen wir zusammenkommen, in die Liebesgeschichte mit Gott einzutreten.

Dr. Alicja Kostka

Mehr über die Ansprache des Papstes während der Vigil unter:
https://www.vaticannews.va/de/papst/news/2019-01/papst-franziskus-panama-wjt-2019-gebetsvigil-jugend-bericht.html