Mitteilung – Einfachheit

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Auszug aus der Mitteilung – Einfachheit


Er trägt ganz normale Schuhe, fährt ein kleines Auto oder nimmt den Bus, geht zum Optiker in den Laden. Er lässt sich nicht bedienen und geniert sich nicht, um Hilfe zu bitten: Bitte betet für mich! – Es ist von Papst Franziskus die Rede. Er fasziniert die Menschen unserer Tage mit seiner Einfachheit.

Anfang der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts. Wenige Jahre nach dem Ersten Weltkrieg, die Weltwirtschaftskrise bahnt sich an. Das Leben ist einfach. Auch in Schönstatt. Zu einfach für Frauen, meinen die Mitarbeiter Pater Kentenichs, als Gertraud von Bullion sich eine Frauentagung in Schönstatt wünscht. Aber sie setzt sich durch. Fehlende Untertassen, harte Betten, nicht wärmende Wolldecken, die Hocker, die man von einem Ort zum anderen transportieren muss, wo man sie gerade braucht – das alles hindert Gertraud nicht.

Berührt uns diese Einfachheit bei Papst Franziskus oder bei Gertraud von Bullion, so greift es doch zu kurz, wenn wir nur die äußeren Erscheinungen in Blick nehmen. Viel beeindruckender ist die „innere Einfachheit“.

Ausstrahlung, die anzieht

Da ist jemand, der die Not der Zeit sieht und einfach sagt: Dienen will ich! Der die verwundeten Soldaten pflegt und auch daran denkt, was die Seele braucht: Gertraud von Bullion. „Engel“ nennen sie sie. Einfachheit, die ausstrahlt.

In ihrer Nähe ist es gut sein. „Die Mädchen hier erzählten, wie sie oft bei ihr auf dem Zimmer gesessen seien, teils auf dem Schemel, teils auf dem Boden. Sie berichteten besonders von ihrer großen Güte: Was mein ist, ist dein.“ So berichtet der Stadtpfarrer von Geislingen, wo Gertraud im Sommer 1929 zwei Monate im Krankenhaus verbringt.

Da ist eine, die selbst krank, die Anderen aufmuntert; die von adeliger Herkunft, von sich selbst kein großes Aufheben macht; die selbst wenig besitzend, andere finanziell unterstützt.

Eine Mitschwester im Apostolischen Bund beschreibt Gertraud: „Sie war so fügsam und immer froh, dass ich mich immer wieder über diese Schlichtheit, Einfachheit und Bedürfnislosigkeit gewundert habe. Durch ihre wohltuende Natürlichkeit, eine große Reife und mütterliche Güte erlebte man eine wirkliche Ausstrahlungskraft und gleichzeitig eine Anziehungskraft. … Auch ihre Kleidung zeigte dies. … Sie war schlicht und einfach, aber immer ansprechend.“

Das Glück des Anderen

Gertrauds Cousine Marie Christmann bezeugt: „Einen großen Teil ihrer Zeit und ihrer Kräfte opferte sie, wie jeher, der Wohltätigkeit. Um geben zu können, versagte sie sich selbst viele Wünsche. So wurde sie denn von allen, die mit ihr in Berührung kamen, als ganz außergewöhnlich selbstloser Mensch geschätzt und geehrt. Es war ihr einfach keine Mühe zu groß, wenn sie ein Menschenkind glücklich machen konnte.“

In der Vorweihnachtszeit überlegen sich viele Menschen, wie sie andere glücklich machen können. Zeit schenken, Anerkennung, ein gutes Wort, ein wohlwollender Blick – Ausdruck einer Beziehung, die trägt und hält – das macht am glücklichsten. Die Liebe Gottes kam zur Welt als Kind. Es wurde in eine Futterkrippe eines Viehstalls gelegt. Einfacher geht es nicht!

Jesus war das Kind armer Eltern, die offen waren für den Anruf Gottes. Sie waren erfüllt von Gottes Liebe und Güte. So konnte das Wunder geschehen

Sr. Ingrid-Maira Krickl / Renate Steinhöfel

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