Mitteilung – Ankunft

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Auszug aus der Mitteilung – Ankunft


Welche Freude, nach einer langen Autofahrt endlich das Urlaubsziel in einer wunderschönen Bergwelt erreicht zu haben! Welches Glücksgefühl, herzlich empfangen zu werden! Welche Erleichterung, an einem nasskalten Winterabend in einer fremden Stadt die gesuchte Adresse gefunden zu haben! Welche Behaglichkeit, dort an einem wärmenden Kaminfeuer sitzen zu können! Die Erfahrung, angekommen und erwartet worden zu sein, macht nicht nur glücklich für den Augenblick, sie prägt auch das Leben eines Menschen.

Abschied. Aufbruch. Wagnis

Ankunft setzt jedoch Abschied und Aufbruch voraus, Vertrautes hinter sich zu lassen, das Wagnis einzugehen, sich auf Ungewisses einzulassen. Das Unterwegssein birgt Überraschungen. Aufbrechen bedeutet nicht immer, ohne Schwierigkeiten anzukommen. Oft gibt es Hindernisse, Umwege, Beschwernisse, die bewältigt werden müssen. Sie können Kräfte wecken, Ideen lebendig werden lassen, zu Begegnungen führen, die helfen und zum Ziel führen. Ankunft kann aber auch mit Enttäuschung und Schmerz verbunden sein.

Am Ziel angekommen

Gertraud war durch die Mitgründung des Apostolischen Bundes für Frauen am 8. Dez. 1920 an ihrem Ziel angekommen. Ihre Freude und ihr Glück darüber quillen förmlich aus ihrem ersten Gruppenbrief. Ihr Herz brannte für die Apostolische Bewegung von Schönstatt und sie war bereit, alles für sie zu geben. Ihr ganzes Vertrauen setzte sie auf die Hilfe der Gottesmutter. Aber schon bald erfuhr Gertraud von ihrer schweren Erkrankung an Tuberkulose. Im Auf und Ab dieser Krankheit mehrten sich die Zeiten, in denen sie nicht viel mehr für die „Bundessache“ tun konnte als beten.

Es geht weiter

Gertrauds Gebet blieb nicht ohne Folgen. Weitere Frauen lernten Schönstatt kennen. Ihr größtes Verlangen war, dem Apostolischen Bund anzugehören. Gertraud nahm sie in ihre Gruppe auf. An der ersten Frauentagung im August 1921 in Schönstatt nahmen bereits 35 Frauen aus ganz Deutschland teil. Gertraud war von ihrem Kuraufenthalt in Bad Lippspringe aus angereist. Die Tagung schloss die sich bisher persönlich noch unbekannten Bundesschwestern zu einer treuen und begeisterten Gemeinschaft zusammen. Durch ihre offene, frohe und mütterliche Art gewann Gertraud das Vertrauen aller und sie erkannten sie von Anfang an als ihre Führerin an. In der folgenden Zeit fanden viele Frauen zu dieser neuen Gemeinschaft, das bedingte auch Veränderung. Gertraud musste immer wieder die Führung von ihr vertrauten Gruppen abgeben, Abschied nehmen und neu beginnen. Nach der Abtrennung der Gruppen in Ludwigshafen schrieb sie: „Für mich bedeutet eine solche Trennung jedesmal ein Verzichten… Meiner Natur aber fällt nichts schwerer als das Neubeginnen, neue Verbindungen zu knüpfen.“

Dem ewigen Ziel entgegen

Zum Schluss blieb Gertraud nur noch die Gemeinschaft in Bayern. Sie war ihr „Schmerzenskind“, da es ihr nicht gelang, feste Bundesgruppen zu gründen. Ein Jahr vor ihrem Tod schrieb sie: „In meines Herzens höchster Not bot ich der Mutter das Leben für den Bund, speziell für den Bund in Bayern.“ Gertrauds Erkrankung wurde für sie zu einer echten Leidenszeit. Seit dem Tag ihrer Ankunft im Krankenhaus in Isny am 1. Okt. 1929 konnte sie das Bett nicht mehr verlassen. Ihr Sterben begann. Achteinhalb Monate dauerte ihr Weg, ein wahrer Kreuzweg, der sie dem ewigen Ziel am 11. Juni 1930 entgegenführte.

Renate Zegowitz

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