Kindheit und Jugend

Kindheit und Jugend

Gertraud von Bullion verbrachte ihre Kindheit und Jugend in Würzburg und Augsburg. Bayern war ihre Heimat, die sie liebte und die ihr Lebensgefühl prägte. Von „unserm Bayernland“ schrieb sie in einem Brief an ihre Schwester, als sie zur Ausbildung in England war.

Geburt in Würzburg – 11. September 1891

Gertraud wurde als viertes Kind unter sechs Geschwistern geboren. Ihre Eltern waren Arthur Graf von Bullion und Maria Theresia, geb. Startz. Ihr Vater gehörte einem französischen Adelsgeschlecht an, das sich während der Französischen Revolution in Süddeutschland niedergelassen hatte. Als Offizier stand er im Dienst des Bayerischen Königs. Er war aufrecht, patriotisch, pflichtgetreu, gebildet und der Kunst zugetan. Die Mutter stammte aus einer hochkultivierten, und karitativ eingestellten Aachener Tuchfabrikantenfamilie. Sie war lebhaft, froh und gläubig.

Taufe – 15. Oktober 1891

Gertraud wurde auf die Namen: Maria Theresia Wilhelmine Gertraud Johanna getauft. Traudl war ihr Rufname in der Familie.

Umzug – 1896

Augsburg wurde ihre Heimatstadt, als die Familie, durch die Versetzung des Vaters bedingt, von Würzburg dorthin zog. Im „Keller-Haus“ in der Karolinenstraße C 44, heute Hoher Weg 8, nahe beim Dom, verlebte Gertraud eine schöne Kinderzeit. Ihr Elternhaus, das der Musik zugewandt und sehr gastfreundlich war, nannte sie gerne ihr „Jugendparadies“.

Schulbesuch in Augsburg

Bis zum 15. Lebensjahr besuchte Gertraud die Höhere Mädchenschule der Mary-Ward-Schwestern in Augsburg. Sie war eine gewissenhafte und pflichtbewusste Schülerin. Sie wollte jedoch nicht nur gute Leistungen erbringen, sondern auch ihren Charakter bilden. Sie hatte einen starken Eigenwillen, zeigte jedoch keine Spur von Eitelkeit, was ihr Äußeres betraf.

Erstkommunion – 22. 3. 1903

In der Herz-Jesu-Kapelle ihrer Schule empfing Gertraud als 11-Jährige die erste heilige Kommunion. Ihre Umgebung war vom Ernst ihrer Vorbereitung überrascht. Ihre Bitten waren: „Lieber Gott, lass mich nie eine Todsünde begehen. Lass mich eine Missionsschwester werden“. Die Liebe zur Mission hatte sich bei ihr schon früh gezeigt. Jedes Jahr veranstaltete sie im Familienkreis eine Lotterie für die Mission. Seit ihrer Erstkommunion blieb das Verlangen nach der völligen Hingabe an Gott in ihr lebendig. Während ihres Aufenthaltes in England entschloss sie sich zum täglichen Empfang der heiligen Kommunion und hielt mit großer Treue und Opferbereitschaft daran fest.

Ausbildung in europäischen Ländern – 1906 – 1909

In verschiedenen Sacré-Coeur-Instituten, Riedenburg (Österreich), Fontaine l’Évêque (Belgien) und Leamington (England), erhielt Gertraud eine standesgemäße Ausbildung. Die englischen Ordensfrauen äußerten sich über die damals 17-jährige deutsche Gräfin sehr lobend. Sie wirkte positiv auf ihr Mitschülerinnen und erhielt dafür das blaue „Ehrenband“. Ihre künstlerischen, musikalischen und kreativen Talente konnte sie entfalten. Die klösterliche Atmosphäre in den Instituten kam ihrer religiösen Veranlagung entgegen und vertiefte ihr Innenleben.

Aufnahme in die Marianische Kongregation

In England wurde sie in die Marianische Kongregation aufgenommen. Es ist bezeichnend, dass sie sich in ihre Kongregationsmedaille die Devise der Könige einprägen ließ: „Serviam“– ich will dienen. Schon damals kannte sie ein Lebensideal, „einmal von Herzensgrund gütig zu werden“. Nach Augsburg zurückgekehrt, schloss sie sich nicht der Kongregation für Töchter aus vornehmen Häusern im Englischen Institut an, sondern bei der Kapuzinerkirche St. Sebastian, die vor allem Bürgermädchen, Hausangestellte und Fabrikarbeiterinnen zu Mitgliedern zählte.

Einführung in die Gesellschaft – 1909 – 1914

Die Offizierstochter wurde in das gesellschaftliche Leben ihrer Adelskreise und der Provinzhauptstadt eingeführt. Gertraud hatte ein sicheres und gewinnendes Auftreten, tanzte und musizierte gerne, besuchte Theater, Konzerte und die Oper, liebte das Tennisspiel. All diese Freuden nahmen Gertrauds Herz nicht gefangen. Ihr Denken und Sehnen war letztlich auf Christus ausgerichtet. Dem Wunsch ihres Vaters, sie zu verheiraten, und der Zuneigung eines Mannes stellte sie ihre persönliche Lebensentscheidung entgegen. Sie wollte Missionsschwester werden.