Pilgern von Schönstatt nach Limburg
Gertraud von Bullion war es, die das Pilgern nach Limburg inspiriert hat. Sie selber hat diesen Weg von Schönstatt nach Limburg zurückgelegt. Eine kleine Pilgergruppe ist am 4. Mai 2024 den Spuren ihres Pilgerns gefolgt und reich beschenkt worden. Der Pilgerweg begann im Urheiligtum in Schönstatt.
Franz-Xaver Salzhuber
Im Juni 1924 ist Gertraud von Bullion zur Primizfeier des Pallottinerpaters Franz-Xaver Salzhuber (1894-1925) gefahren. Durch ihn hat sie die Schönstattbewegung kennengelernt. Sie wollte ihm, der bereits von seiner Krankheit gezeichnet war, eine Freude machen, zumal keine Familienmitglieder dabei sein konnten. Das zweite Mal fuhr Gertraud im Sommer 1925 nach Limburg, um sein Grab zu besuchen. Er hatte sich in seinem Dienst als Unteroffizier im Ersten Weltkrieg – wie Gertraud von Bullion – mit dem Tuberkulosen Bazillus infiziert und starb bereits im Alter von 31 Jahren.
Am 15. Juni dieses Jahres jährt sich seine Priesterweihe zum 100. Mal. Franz Schmid schlussfolgert in seinem Buch über Salzhuber, dass „nach menschlichem Ermessen“ die „Hauptaufgabe seines Lebens“ die war, als Leiter des Theologen-Kreises in Mons, Gräfin Gertraud von Bullion in Berührung mit Schönstatt in zu bringen. Gertraud hat in dieser neuen apostolischen Gemeinschaft ihre Lebensaufgabe erkannt. In den kommenden Jahren sind ihr viele Frauen gefolgt und die Frauenbewegung Schönstatts entfaltete sich.
Eine Pilgerin bezeugt
„In dem wir auf diesen Spuren gepilgert sind, erlebten wir eine Wallfahrt der Begegnungen. Wir spürten, dass Gertraud unter uns war und uns gute Begegnungen schenkte mit den Menschen unterwegs, mit uns selber, mit der Natur, mit der Gottesmutter und mit Gott, den Gertraud als guten Vater erlebte.“
Ökologische Spiritualität
Der Weg führte vom Urheiligtum in Schönstatt, das für Gertraud ein Ort der Beheimatung war, zunächst nach Bad Ems. Dort hat sich die Pilgergruppe den Spuren des Gründers Schönstatts, Pater Josef Kentenich, gewidmet. Weiter führte der Weg an der Lahn entlang. Auf dieser Etappe haben sich die Pilgerinnen mit meditativen Texte Gertrauds zur Natur befasst und so einen neuen Zugang zur Schöpfung und der ökologischen Spiritualität, zu der Papst Franziskus in seinen Umweltenzyklika Laudato Si einlädt, gefunden.
Begegnung mit den Pallottinern
In Limburg gab es am ersten Provinzhaus der Pallottiner in Deutschland eine Begegnung mit ihrer Geschichte und ihrer Gegenwart. Dazu gehörte der Besuch an den Gräbern der beiden Pallottiner Franz-Xaver Salzhuber und Pater Michael Kolb (1873-1950), Gertrauds „heiligmäßigen Seelenführer“, wie sie ihn selbst beschreibt. Mit kleinen Blumengestecken wurden die Gräber geschmückt und die Verstorbenen geehrt. Sie sind auch Ausdruck des Dankes für die freundschaftlichen Bande des Miteinanders.
Erfahrung der Geschwisterlichkeit
„Es schien uns, als ob Gertraud uns gerade auf dieser letzten Station unseres Pilgerweges in Limburg die „Gnade“ der Geschwisterlichkeit schenken wollte, die sie selber lebte und pflegte.“ Gertraud war mit vielen Menschen geschwisterlich verbunden und es war ihr ein Anliegen, eine Kirche mitzugestalten, die als Familie erlebbar wird. Diese Kirche „im Kleinen“ hat sie geprägt durch ihren alltäglichen Dienst, den Dienst des Herzens. Dadurch konnte eine Gemeinschaft entstehen und wachsen, die bemüht war, Grenzen der beruflichen und sozialen Unterschiede zu überwinden, Schranken zwischen Männern und Frauen und Hürden zwischen verschiedenen Gemeinschaften abzubauen. „Wir haben diesen geschwisterlichen Geist während der Wallfahrt erfahren und nehmen ihn als Geschenk auf unseren weiteren Weg mit“.
Alicja Kostka