Zwei Schlüssel für den Weg zur Weihnacht

Der Schlüssel der Stille und der Schlüssel des Hörens

Gertraud von Bullion hat die Advents- und Weihnachtszeit geliebt. In ihrer warmen und tiefsinnigen Art schreibt sie Ende November 1921 an ihre Mitschwestern:

„Welch schönen Festzeiten gehen wir diesen Monat entgegen! Zunächst feiern wir das Hochfest unserer Mutter, ihre Unbefleckte Empfängnis, und dann haben wir die traute Adventszeit, die Vorbereitung auf unser liebliches Weihnachtsfest.“

Die traute Adventszeit. Ein Wort, das heute kaum noch im Gebrauch ist. In diesem Wort traut klingt jedoch etwas Warmes, Behagliches mit, etwas, das Geborgenheit spüren lässt, das eine besondere Atmosphäre aufkommen lässt. Für das Eintauchen in diese traute Atmosphäre können zwei Schlüssel helfen:

  • Der Schlüssel der Stille.
  • Der Schlüssel des Hörens.

Der Schlüssel der Stille

Er spricht zu dir:

Stille kommt von stillen, beruhigen, zur Ruhe bringen.
Die Mutter stillt das hungrige Kind, damit es aufhört zu schreien und ganz ruhig wird.

Ich will dich in einen Raum der Stille führen, damit auch du zur Ruhe kommst.
Nimm mich vom Schlüsselbrett und suche das Schlüsselloch deines Herzens.
Schließe deine Herzenstüre auf, drehe den Schlüssel behutsam und leise um.
Betrete den Raum deines Herzens mit leisen Schritten.

Nimm den Innenraum deines Herzens achtsam wahr, schweige und sei einfach da, ganz bei dir.
Versuche die lauten Gedanken, die lärmenden Wünsche und Bedürfnisse, die Sorgen zum Schweigen zu bringen, damit du den Raum der Stille in dir entdecken kannst, dein Herzensheiligtum, in dem Gott wohnt, in dem er immer wieder neu geboren werden will.

Der Schlüssel des Hörens

Er spricht zu dir:

In deinem Herzensheiligtum will Gott mit dir sprechen.
Immer wieder klopft er an und bittet um Einlass.
Seine Stimme ist leise.
Übe dich ein in das Hören mit dem Herzen,
auf das Hören der inneren Stimme, auf das Achten der leisen Töne.

Schenke dein Gehör den Zusagen und Anfragen der biblischen Botschaft.
Achte auf die Stimme des Rufers in der Wüste, der einlädt, dem Herrn den Weg zu bereiten.

Versuche, ein offenes Ohr zu haben für leise oder unausgesprochene Bitten von Menschen.
Manches Mal ist es gut weniger zu reden, um mehr zu hören, um heraus zu hören,
was Menschen wirklich sagen wollen.

Aufmerksamkeiten

Der Schlüssel der Stille und der Schlüssel des Hörens lassen uns die vielen Aufmerksamkeiten, die Gott uns schenkt, ob in der Begegnung mit Menschen, in der Natur oder direkt ins Herz, erkennen.

Gertraud von Bullion erfährt gerade bei ihrem Krankenhausaufenthalt in Isny die Aufmerksamkeiten Gottes ganz tief. In verschiedenen Briefen vom Dezember 1929 schreibt sie davon.

„Weißt, Liebs, ich muss oft nur so staunen, wie ich eingehüllt werde in eine Unzahl liebevoller Aufmerksamkeiten Gottes, die er mir durch liebe Menschen zukommen lässt.“

„Im Übrigen werde ich mit Aufmerksamkeiten Gottes überschüttet. Wer alles an mich denkt, um mich zu erfreuen, jeden Tag muss ich neu staunen.“

Gertraud nimmt wahr: Im Achten auf die Aufmerksamkeiten Gottes wachsen in ihr die Dankbarkeit und die Liebe. Die Liebe zu Gott. Die Liebe zu den Menschen. Für sie ein Gnadenerlebnis.

„Wohin wir schauen, alles ist Gnade und dazu täglich, ja stündlich oft die rührendsten Aufmerksamkeiten! Es macht warm, wenn wir frieren, wenn wir mit neu geschärften Blick der Aufmerksamkeiten achten, dann muss Gegenliebe erwachsen in unserem Herzen, es ist gar nicht anders möglich.“

Möge die Adventszeit Ihnen viele Momente schenken, in denen Sie die Aufmerksamkeiten Gottes wahrnehmen und ihn als IMMANUEL – GOTT MIT UNS erfahren dürfen.