Zum Gedächtnis der Schmerzen Mariens
Ein Tag nach dem Fest Kreuzerhöhung am 14. September feiert die Kirche das Fest der Sieben Schmerzen Mariens. Das Fest richtet den Blick auf die Teilnahme Marias am Leiden Jesu. Dieser Impuls richtet sich speziell auf sein Kreuzesopfer. Er lädt aber auch ein, zu bedenken, was unser Beitrag zum Erlösungsopfer sein kann.
Gertraud war vom Verlangen durchdrungen, Menschen für Gott zu gewinnen. Sie litt buchstäblich darunter, dass noch viele Menschen Jesus, den Erlöser, nicht kennen. Sicher zeigt sich darin der Missionsgeist ihrer Zeit, von dem sie geprägt war.
Maria, Mutter der Leidenden
Wie kann Gertraud aber Menschen für Gott gewinnen, wenn sie plötzlich durch Krankheit im aktiven Apostolat gehindert wird? Ihr, die sich über Jahre hinweg mit Wort und Tat für den Glauben eingesetzt hat, wird dieses Kreuz der Krankheit auferlegt. In dem ihr zugemuteten Leid erkennt sie jedoch allmählich auch die Möglichkeit, etwas für Jesus zu tun. Dazu verhilft ihr der Vortrag eines Pfarrers, der ihren Blick auf Maria, die Mutter der Leidenden, lenkt.
Mit neuem Eifer und Mut kehrte man heim, recht viel zu arbeiten, zu beten und zu opfern für das Heil der Seelen. Christus will, dass alle Menschen selig werden, und wie viele leben noch im Unglauben, die von Gott nichts wissen. Wie tröstend war es für mich, als er von der Mutter der Leidenden sprach. Ich erkenne es immer mehr, welch große Gnade mir Gott gegeben hat durch das Leiden. Christus hat für uns so unaussprechlich viel gelitten, und ich möchte leiden zur Rettung der Seelen.
Briefe und Schriften, Seite 249
Miterlöserin – Gehilfin und Gefährtin Jesu
Gertraud vereinigt ihr Leid mit dem Leiden Jesu und vor allem mit seinem „Liebeshunger“, die Menschen mit der Gnade der Erlösung zu beschenken. Sie schaut auf Maria. Gertraud ist theologisch bewandert und nennt die Gottesmutter: Miterlöserin – eine mutige Bezeichnung. Bereits zu ihrer Zeit wurde erwogen, die Stellung Marias als Miterlöserin in einem weiteren marianischen Dogma festzuhalten. Auch heute wird dies immer wieder ins Spiel gebracht. Der Titel Miterlöserin besagt, dass Maria ganz bewusst die Opfer ihres Sohnes mitvollzogen hat, als Gehilfin und Gefährtin Jesu beim gesamten Erlösungswerk, so die bevorzugte Bezeichnung Pater Josef Kentenichs, des Gründers Schönstatts.
Das Kreuz der Einheit
Im Kreuz der Einheit, das für die Spiritualität Schönstatts prägend ist, ist diese Mitarbeit Mariens gut ausgedruckt. Gertraud kannte das Kreuz noch nicht, es wurde viel später erarbeitet. Sie lebte aber den Inhalt dieser Darstellung umfassend und fasste einen konkreten Vorsatz, der ihr diese Wahrheit im Alltag bei der Feier der Eucharistie vergegenwärtigte:
„Maria stand unter dem Kreuz als die Miterlöserin. Sie leidet, opfert sich gleichsam mit Jesus für uns – diese unergründliche Liebe zu uns Menschen! Diesen Gedanken fasste ich bei den Tagungen so auf: Ich stelle mir immer bei der heiligen Wandlung vor, wie Maria leidend unter dem Kreuze steht … O, dass ich immer mehr vom inneren Geist durchdrungen werden möge, der Heiland helfe mir dazu mit seiner Gnade.“
Briefe und Schriften, Seite 250
Im Kreuz der Einheit hält Maria Jesus den Kelch hin, in den sein kostbares Blut tropft. Maria vollzieht die Hingabe ihres Sohnes bewusst mit. Ein Vorbild und eine Anregung für die Christen. Jede und jeder kann auf ihre/seine Weise das Opfer Jesu mitvollziehen, ja das eigene Leid Jesus schenken gemäß den Worten des Apostels Paulus: „Ich ergänze in meinem irdischen Leben, was an den Bedrängnissen Christi noch fehlt an seinem Leib, der die Kirche ist.“ (Kol 1, 24).
Impulsfragen
- Ich schaue Maria unter dem Kreuz an und betrachte ihren Blick, der ganz auf Jesus gerichtet ist.
Was löst dieser Blick in mir aus? - Was kann ich von meinen täglichen Beschwerden Jesus schenken als meinen kleinen Beitrag zu seinem Kreuzesopfer?
Alicja Kostka