Gertraud von Bullion– „Hineni“ – “hier bin ich!”

 

Die Türöffnerin für Frauen in Schönstatt

„Hineni“ ist ein Wort aus der hebräischen Sprache und bedeutet “hier bin ich.” Es beschreibt einen Zustand der Aufmerksamkeit für Gott und der umfassenden Annahme seines Willens. Hineni ist also ein riesiges JA! Maria hat ein solches Ja gesprochen, als der Engel ihr die Empfängnis des Gottessohnes verkündet hat.

(Aus einem Bericht der Schönstatt-Mädchenjugend vom Weltjugendtag in Panama 2019, schoenstatt.de)

Wenn ein Mensch, eine junge Frau das Wort „Hineni“ wiederholt ausspricht, kann etwas Großes geschehen. So war das mit Gertraud von Bullion (1891-1930), die als junge Frau der aufbrechenden Schönstattbewegung begegnet ist. In der Zeit des Ersten Weltkrieges und unmittelbar danach war es alles andere als selbstverständlich, dass auch Frauen einer solchen Bewegung, vor allem dem anspruchsvolleren Teil, dem Apostolischen Bund, angehören dürfen. Gertraud hat von Anfang an daran geglaubt und sich dafür eingesetzt, dass Frauen im Apostolischen Bund ihren Platz finden und somit zum Wachstum der Bewegung beitragen. Der Gründer Schönstatts, Pater Josef Kentenich, erblickte darin das Zeichen der Zeit und bestätigte sie darin. So weihte sich Gertraud von Bullion am 8. Dezember 1920 der Dreimal Wunderbaren Mutter für diese apostolische Sendung. 

Der Weihe folgte ihr umfassendes Engagement für das Entstehen der Gemeinschaft des Bundes: im familienhaften Miteinander, durch ihre geistreichen Impulse und erzieherische Arbeit, welche die Spiritualität Schönstatts und des Bundes für Frauen umgesetzt und profiliert haben .In ihrem Apostolat als Verantwortliche und als Mitglied legte sie das Fundament des Apostolischen Bundes und prägte ihn nachhaltig. Mit ihrer reichen Persönlichkeit, die durch die Begegnung mit Schönstatt an Strahlkraft und religiöser Tiefe gewonnen hat, wurde sie zur bleibenden Inspiration und Stütze für viele. Als ihre zu frühe Krankheit ihr bald das Teilnehmen am Gemeinschaftsleben verwehrte, schenkte sie großzügig ihr Leiden und sogar ihr junges Leben für diese Anfänge und für die Zukunft des Bundes. Ihr „Hier bin ich!“ bleibt, und viele schöpfen bis heute daraus. 

Wenn wir im Jahr 2020 dankbar auf 100 Jahre der Frauenbewegung Schönstatts  blicken, dann danken wir für die, die sich – so Pater Kentenich – „buchstäblich verzehrt haben“ für die Entstehung dieser Bewegung. Wir danken für Gertraud von Bullion, die ein Zeitgenosse das „beste Startkapital“ der Frauenbewegung nannte, denn sie hat ein lebendiges Zeugnis hinterlassen. Ihr Vorbild inspiriert weiter und sie lebt in vielen Herzen.

Gertraud, in deinem „Hineni“ hast Du den Frauen die Türe Schönstatts weit geöffnet und durch deine mütterliche und schwesterliche Haltung vielen die Beheimatung im Heiligtum der Dreimal Wunderbaren Mutter in Schönstatt geschenkt. Durch deine sich verzehrende Liebe ist ein Haus im Schatten des Heiligtums entstanden, in dem viele ihr Zuhause gefunden haben. 

Du hast dem Apostolischen Bund dein Gesicht gegeben, denn die Liebe Christi hat Dich gedrängt. Führe weiterhin viele Frauen zur Begegnung mit Jesus und seiner Mutter, damit sie im Liebesbündnis mit Maria Kraft finden und ihre Persönlichkeit zum Strahlen bringen und zum Segen für viele werden.

Dr. Alicja Kostka