Gertraud verbindet! – Das erste Gertraud-Freunde-Treffen

Das war die Erfahrung des ersten Gertraud-Freunde-Treffens, das vom 17. – 19. August 2018 im Haus Mariengart in Schönstatt stattfand. Voller Spannung ging das Vorbereitungsteam auf diese Veranstaltung zu. Gertraud von Bullion, die Mitgründerin der Frauenbewegung Schönstatts, hat Freunde in fast allen Kontinenten. Dass diese nicht alle anreisen konnten, war klar. Umso intensiver war der Austausch der kleinen Gruppe, die sich aus Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus verschiedenen Regionen Deutschlands, aus dem Allgäu und dem Kaiserstuhl, aus dem Saarland und dem Rheinland, aus Ostwestfalen und Südoldenburg zusammensetzte. Die Kennenlern-Runde zeigte, dass einige in einer über Jahre gewachsenen Beziehung zu Gertraud standen, andere den Wunsch hatten, sie erst einmal kennen zu lernen. Diese unterschiedliche Ausgangsposition führte zu einem intensiven Aufeinander-Hören und war sehr bereichernd.

Wer ist Gertraud für mich?

Auf diese Frage wurde sehr persönlich eingegangen und vielfältig geantwortet:

  • Eine Frau, die mein Interesse geweckt hat und die ich deshalb näher kennen lernen möchte.
  • Eine Freundin, Begleiterin, mit der ich in meinem Alltag verbunden bin.
  • Eine erfahrene Helferin in meinem Beruf als Krankenschwester.
  • Ein Vorbild für mein Leben heute als Frau und Laie in Kirche und Welt.

Gib uns von deinem Feuer!

Diese Bitte stand als Motto über dem Gertraud-Freunde-Treffen. In Gertraud brannte das Feuer der Leidenschaft für Christus und die Seelen. Sie sagte von sich selbst:

„Ich habe eigentlich zwei Leidenschaften:
die eine ist, allen Menschen zu helfen, jedem da, wo er es braucht;
die andere: Gott überall geehrt und geliebt zu wissen.“

Diesen Leidenschaften gingen wir nach. Frau Zegowitz, verantwortlich für die Gertraud-Arbeit im Schönstatt-Frauenbund, zeigte auf, wie diese zwei Leidenschaften das Leben Gertrauds in der Kindheit und Jugendzeit, in ihrem Einsatz als Rote-Kreuz-Schwester im Ersten Weltkrieg und in ihrer Mitgründertätigkeit für die Frauenbewegung Schönstatts prägten. Die Beispiele aus ihrem Leben überzeugten. Begriffe wie entflammen, brennen, glühen finden sich oft in ihren Briefen und Schriften.

Auf den Spuren Gertraud von Bullions

Damit der Funke ihres Feuers überspringt, gingen wir am Samstagnachmittag den Spuren Gertrauds, die sie am Ort Schönstatt hinterlassen hat, nach. Sr. Ingrid-Maria, Wallfahrtsschwester beim Schönstattzentrum in Memhölz, startete diesen Weg mit uns am Gedenkstein, der zur Erinnerung an den letzten Abschied Josef Englings von Schönstatt und Pater Kentenich gesetzt wurde. Auf Fotos sahen wir, wie es damals in Schönstatt aussah. In frühen Zeiten kamen die Menschen vom Vallendarer Bahnhof über den Gilgenborn in Schönstatt beim sog. Alten Haus, heute St. Marien, und dem Urheiligtum an. Gertraud hatte im Alten Haus gewohnt und dafür gesorgt, dass es mit dem Notwendigsten für die Tagungen ausgestattet wurde. Dort hatte Pater Kentenich 1921 die erste Frauentagung in Schönstatt gehalten. Im Heiligtum hat sie mit anderen Frauen ihre Weihe an die Dreimal Wunderbare Mutter abgelegt. Immer wieder wies Sr. Ingrid-Maria darauf hin, dass zuzeiten Gertrauds in Schönstatt vieles noch nicht war. Weiter pilgerten wir zum Bundesheim, für dessen Bau sich Gertraud intensiv eingesetzt hatte. Wir baten sie, sich auch heute für die Zukunft dieser Zeugnisstätte der Frühzeit Schönstatts einzusetzen. Den Abschluss des Pilgerweges bildete eine Gebetszeit im Urheiligtum.

Es war ein tiefgehendes Erlebnis, in diesem Zusammenhang abends an der Bündnismesse in der Pilgerkirche und der Erneuerung des Liebesbündnisses am Urheiligtum teilzunehmen. Anschließend feierten wir in gemütlicher Runde den Jahrestag des Ehebündnisses eines teilnehmenden Ehepaares.

Gertraud, eine sehr apostolische Frau!

Wir wollten etwas von dem Feuer, das für Gertraud in uns brennt, weitergeben. Deshalb gestalteten wir den Sonntagsgottesdienst um 9 Uhr in der Dreifaltigkeitskirche auf Berg Schönstatt mit. Texte Gertrauds flossen in das Schuldbekenntnis, die Gabenbereitung und die nach der hl. Messe beginnende Anbetung ein. Dr. Löhr, Generalrektor des Schönstatt-Instituts Diözesanpriester, stellte in seiner Predigt sehr anschaulich dar, was Liebe vermag. Das Evangelium dieses Sonntags sagte uns: Jesus gibt sich uns zur Speise. Gertraud von Bullion war von einer tiefen Liebe zum eucharistischen Jesus entflammt. Diese Liebe wurde hörbar und sichtbar im Singen, Tanzen und Trommeln der mitfeiernden Priester aus Burundi, die sich in Schönstatt auf den Ewig-Kontrakt vorbereiten. Gerne und mit Freude wurden die Streichholzschächtelchen mit dem Motto „Gib uns von deinem Feuer“ und einem Bild Gertrauds von den Gottesdienstteilnehmern entgegen genommen. Mögen viele Funken von Gertrauds Leidenschaft für Gott und die Menschen auf sie überspringen.

Gedanken aus unserer Abschlussrunde:

  • Gertraud hat im und nach dem Ersten Weltkrieg die geschichtliche Situation und soziale und religiöse Schranken in sich und bei anderen überwunden. Das steht heute als Aufgabe vor uns, und sie bietet sich uns als Helferin an.
  • Gertraud zeigt, dass Selbständigkeit und Weltgewandtheit mit dem Einsatz für andere, dem Dienen, zusammengeht; das ist Zeugnis und Ermutigung für die Frau heute.
  • Gertraud miteinander zu erleben und sich über sie auszutauschen, wirkt intensiver, als über sie zu lesen. Die Verbindung mit ihr verbindet auch untereinander.

Wir spürten, dass sich etwas vom Feuer der Leidenschaft für Gott und die Menschen, das in Gertraud glühte, auf die Teilnehmer übertrug und die Freundschaft mit ihr gewachsen ist. Sie will heute mit und durch uns diese Leidenschaften leben.


Fotos:
Textheft (hl. Messe) und Streichholzschächtelchen (Sr. Theres-Marie)
hl. Messe in der Anbetungskirche (Sr. Theres-Marie)
Gruppe beim Grundstein des Bundesheims (A.M. Schmitz)